Wann darf ich wieder lachen?
Kanzlerkandidat Armin Laschet zog mit einer flapsigen Geste Kritik auf sich – doch wann ist im Trauerfall Lachen wieder erlaubt?
Wegen eines Lachers steht CDU-Kanzlerkandidat und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet deutschlandweit in der Kritik. Geschehen im Hintergrund der Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Besuch der Hochwassergebiete im Westen der Republik. Einen kurzen Moment lang, war Laschet sich wohl nicht mehr der Tragweite des Ereignisses bewusst und scherzte offensichtlich mit Umstehenden und brach dann in Gelächter aus – dummerweise erfasst von einer der vielen Kameras vor Ort.
Angesicht der schrecklichen Ereignisse und der vielen Toten als Opfer der Flut schien die Gesten zumindest unangebracht. Später entschuldigte sich Laschet ausführlich dafür. Doch auch für viele andere Menschen, die mit einem Verlust umzugehen haben, stellt sich oftmals die Frage, ob wann man in der Trauerphase wieder ubeschwert sein kann und einfach mal lachen darf.
Das Annehmen des Verlustes von Menschen, die wir lieben, gehört zu einer der schwersten Aufgaben, denen wir uns in unserem Leben gegenübersehen. Wir müssen akzeptieren, dass wir nichts festhalten können, auch wenn wir es noch so verzweifelt versuchen. Es bleibt uns nichts anderes, als zu lernen, mit dem Schmerz umzugehen. Dabei ist der Trauerprozess von großer Bedeutung. Trauer braucht vor allem ausreichend Zeit, um tiefe Verletzungen heilen lassen zu können. Dabei durchlaufen wir verschiedene Phasen, zunächst Schock und Verneinung, dann aufbrechende Gefühle und den Versuch, den Kontakt zu dem Verstorbenen wieder herzustellen, bis hin zu einer tatsächlichen Akzeptanz. Akzeptieren heißt dabei vor allem, loslassen zu lernen.
Doch loslassen zu können, das sagt sich so einfach. Was kann uns dabei helfen? Zunächst einmal, sich ausreichend Zeit zu geben. Es ist in Ordnung, Schmerz, Gefühle und Tränen zu zeigen. Aber genau so in Ordnung ist es, in dieser schmerzvollen Zeit auch mal zu lachen. Dazu findet sich in der Bibel beim Prediger Salomo ein sehr lebensnaher Hinweis: „Ein Jegliches hat seine Zeit, Weinen hat seine Zeit, Lachen hat seine Zeit.“ Wer in seiner Trauer erstarrt ist, vor Schmerz und Erinnerungen nicht mehr aus der Erstarrung findet, für den kann es sehr hilfreich sein, sich auch einmal an andere Seite des Lebens zu erinnern: Die Freude, das Lachen, den Humor.
Tanzen auf dem Friedhof
Bei Beerdigungen wird gar nicht so selten gelacht, eine Reaktion des Körpers auf die oft übermäßig inszenierte Ernsthaftigkeit. Da reicht dann schon ein kleines Ereignis wie der oben geschilderte Kommentar über die Großmutter, um eine Gegenreaktion zu erzeugen. Dies ist zunächst ein Ablachen von Anspannung, kann aber auch ein Ausdruck von Freude sein, dass die Leidenszeit des Verstorbenen und der Angehörigen mit dem Tod nun ein Ende findet.