Tschüss Bernd!
Die Nachricht vom Tod eines Freundes und Studienkameraden traf wie ein Schock – und macht nachdenklich
Die WhatsApp war nur ganz kurz und doch ein Schock: „Oh Mann, Bernd ist tot!“ dazu ein Link zu der Website von Vatikan News. Unfassbar! In der Erinnerung tauchen Bilder auf von uns als Haufen junger Studenten in Gießen. Alle Anfang 20. Unbeschwert, mit fixen Ideen und mit großen Plänen. Zusammen in der Lehrredaktion aber auch beim Feiern in den Studentenkneipen auf der Ludwigstraße oder 1. Mai auf dem Schiffenberg. Eine Gruppe von uns ist damals gemeinsam in die Bretagne gefahren, mit einem guten Dutzend Kommilitonen, alle zusammen in einer alten Villa am Meer – unvergesslich.
Und nun ist Bernd gestorben. Mit 52 Jahren. 22 Monate jünger als ich. Krebs! Damals als junge Studenten hatte niemand den Tod auf dem Zettel – natürlich nicht. Wir würden ewig leben, dachten wir. Und dann, schon nach der Zwischenprüfung, löste sich die bis dahin eingeschworene Gemeinschaft auf. Einige gingen ins Ausland, andere wechselten den Studiengang oder brachen ganz ab. Wieder andere suchten nach höheren Weihen und wechselten auf die renommierten Journalistenschulen in München und Hamburg.
Bernd war einer von denen. Er beendete die journalistische Ausbildung in Hamburg. Die Höheren Weihen fand er dann aber auch wortwörtlich. 1992 trat er der Ordensgemeinschaft der Jesuiten bei und wurde runde zehn Jahre später zum Priester geweiht. Bernds enge Verbindung zu seinem Glauben trat schon in seiner Zeit in Gießen zutage. Oft wurde diskutiert über Gott und die Welt – im wahrsten Sinne des Wortes.
Später hat man nicht mehr viel direkt gesprochen. Trotz seiner religiösen Berufung blieb Bernd dem Journalismus treu, war selbst oft in den Medien präsent. Gab Kommentare und Analysen ab als intimer Kenner des Vatikan. Große Aufmerksamkeit fand auch sein Blog. Hier erschien am 12. Juni der letzte Artikel von Bernd Hagenkort. Am 23. Juli dann die Nachricht, dass Bernd sein Amt als Geistlicher Begleiter des Synodalen Wegs aufgegeben hat, mit dem die katholische Kirche versucht, Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen zu finden. Dann am Montag darauf die erschütternde Nachricht von seinem viel zu frühen Tod.
Bernd, ich hoffe für Dich, dass Du die Antwort auf Deine Glaubensfragen jetzt gefunden hast. Wir waren hierzu unterschiedlicher Meinung, haben einander aber stets respektiert. Das rechne ich Dir hoch an. Du bist in meinen Gedanken und sicherlich auch in denen der anderen …