Vanitas – Vergänglichkeit in der Kunst
Vanitas ist lateinisch und bedeutet unter anderem „Leerer Schein“. Der Begriff steht sinnbildlich für eine Form der Kunst, die sich mit der Vergänglichkeit des Menschen beschäftigt. Gängige Symbole dabei sind Totenschädel, die Sanduhr oder auch verwelkende Blüten. Das Thema ist schon seit der Antike geläufig. So finden sich beispielsweise Darstellungen von Skeletten als Sinnbild der Vergänglichkeit auf Mosaiken in der historischen Stadt Pompeji, die im Jahr 79 nach Christi vom Vulkan Vesuv verschüttet wurde.
Seit dem Mittelalter beschäftigen sich auch Musik und Theater mit der Vergänglichkeit des Seins. Aus dieser Zeit stammt auch das Zitat des Benediktinermönches Bernhard von Cluny: „Von der gestrigen Rose bleibt nur der Name“ – Titelvorlage für Umberto Eccos Weltbestseller „Der Name der Rose“. Auch viel Darstellungen des bekannten Motivs des Totentanzes stammen aus dieser Zeit.
Während der Renaissance und zu Beginn der Neuzeit gewann das Motiv der Vanitas zunehmend an Bedeutung. Insbesondere in der Bildenden Kunst und der Literatur entstanden Werke, die bis heute nachwirken. So beispielsweise Albrecht Dürers Holzschnitt „Die Apokalyptischen Reiter“ oder Sebastian Brants Roman „Narrenschiff“. Auch der Garten der Lüste des niederländischen Malers Hieronymus Bosch fällt mit seiner Darstellung vieler auch später noch geläufigen Vanitas Symbole (Musikinstrumente, Bücher, Rüstungen, Waffen, Dokumente etc.) in diese Kategorie.
Das wohl bekannteste Vanitas-Motiv der Moderne ist Hugo von Hoffmannsthals Theaterstück „Jedermann – Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ (Uraufführung 1911), das regelmäßig auf einer ganzen Reihe von Festspielen aufgeführt wird (am bekanntesten ist die alljährliche Jedermann-Produktion in Salzburg, aber auch unter anderem Hamburg, Bamberg und Wismar haben oder hatten eigene Jedermann-Festivals).
Auch viele bildenden Künstler der Moderne befassen sich mit der Vanitas-Thematik. So setzte sich beispielsweise bis zum Beginn der Corona-Krise 2020 die Ausstellung „Vanitas Contemporary“ im Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast in Augsburg mit dem Subjekt auseinander und präsentierte dabei beispielsweise Werke von Jürgen Brodwolf, Lois Hechenblaikner und Herlinde Koelbl.