Trauer für vierbeinige Freunde
Wenn das Haustier stirbt, kann das für manche Menschen beinahe ebenso traumatisch sein, wie der Tod eines nahestehenden Menschen.
Im Jahr 2019 lebten in ca. 14,7 Millionen Haushalten in Deutschland eine oder mehrere Katzen. Ganze 10,1 Millionen Haushalte hielten mindestens einen Hund. Diese sehr große Beliebtheit der vierbeinigen Lebensbegleiter begründet sich in verschiedenen, wissenschaftlich erforschten Aspekten. Doch leider leben die tierischen Freunde meist deutlich kürzer als ihr Bezugsmensch. Somit ereilt jeden Haustierhalter irgendwann der Moment des Abschiednehmens. Wie kann diese Trauer gehändelt werden?
Trauer ähnlich der um ein Familienmitglied
Tierhalter sprechen oft hinter vorgehaltener Hand über die tiefen Gefühle zu ihrem vierbeinigen Freund, denn von denen ohne tierisches Mitglied im eigenen Hausstand erwarten sie wohl eher Skepsis. Das Haustier bedeutet seinem Menschen viel und das zurecht, denn seine Gesundheit sowie sein seelisches Gleichgewicht und Wohlbefinden werden messbar vom Vierbeiner beeinflusst. Allein die Anwesenheit eines Tieres im selben Raum reguliert nachweislich den Blutdruck und die Herzfrequenz. Therapiehunde können mit dem richtigen Kontakt das Schmerzempfinden bei Kindern lindern, Ängste beruhigen und Ruhe vermitteln. Der vierbeinige Freund ist ferner auch Interaktionspartner, Begleiter, Zuhörer und Trostspender. Zurecht ist also die Rede von einer Freundschaft, die der hinterbliebene Mensch verliert, wenn seine Fellnase ihn für immer verlässt.
Wege der Trauerbewältigung
Nach dem Tod des treuen Begleiters kann der hinterbliebene Mensch sich für verschiedene Bestattungswege entscheiden. Vielleicht ist ein Grab auf dem privaten Grundstück oder auf einem nahgelegenen Tierfriedhof ein guter Ort, den der Mensch aufsuchen kann, um in Ruhe seinen Gedanken und Gefühlen nachzugehen. Auch eine Einäscherung ist möglich und so manchem hilft eine Urne Zuhause, um der Trauer Ausdruck zu verleihen.
Nun gilt es, den Tod des Tieres zu akzeptieren. Das scheint leichter gesagt als getan, denn der Schmerz und die Intensität der Trauer haben schon manchen Menschen unerwartet getroffen. Nichts spricht dagegen, sich Zeit zu nehmen für die Verarbeitung dieser Flut an Gefühlen. Es arbeitet sich nicht gut, wenn immer wieder unerwartet Tränen fließen, daher können ein paar Tage Urlaub helfen, dieser ersten Traurigkeit Raum zu geben. Berichtet der Mensch in seinem Umfeld vom Verlust des Haustieres, kann auch das zur Annahme verhelfen. Zudem werden überraschende Nachfragen von Bekannten und Verwandten beim nächsten Besuch im verwaisten Heim vermieden, die ihereseits wieder zu heftigeren Trauerreaktionen führen können.
Das Wohnumfeld zeugt häufig mehr von der Anwesenheit eines Tieres, als es den meisten Tierhaltern selbst bewusst ist. So kann es hilfreich sein, die vielen Ecken zu bereinigen, die von der Abwesenheit des geliebten Tieres berichten. Leinen, Körbchen, Spielzeug, Decken, Futterplätze und Co. können, wenn sie zumindest aus dem Blickfeld geräumt werden, die Annahme der entstandenen Leere untermauern.
Dabei geht es natürlich nicht darum, das Vergessen des Freundes zu forcieren. Viel mehr kann es den Trauerprozess unterstützen, wenn eine bewusste Entscheidung für die Trauer stattfindet, indem der Mensch sich Zeiten und Orte dafür gezielt auswählt.
Wie sehr der tieriscche Freund den Alltag mitgeprägt hat, wird vielen Trauernden erst dann bewusst, wenn die schmerzhaften Lücken im Tagesablauf aufklaffen. Fütterungszeiten, Spaziergänge, Fellpflege und regelmäßige Anwesenheitspflicht sind für Tierhalter normale Aufgaben, die plötzlich entfallen und drohen, ein Gefühl von Sinnlosigkeit zu erzeugen. So schwer es auch fällt, sollten diese plötzlichen Lücken gefüllt werden. Allein, mit einem Freund, dem Kind oder dem Partner Spazieren zu gehen, kann zumindest den positiven Effekt durch Bewegung, Sonnenschein und frische Luft zurückbringen. Wenn Fütterungszeit ist, kann sich der Tierfreund zu diesen Zeiten einen duftenden Tee zubereiten und die Kuscheleinheiten mit einer warmen Decke oder einem geliebten Menschen an der Seite füllen.
Um Erinnerungen an den verlorenen Freund bewusst wach zu halten, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an. Mancher mag sich vielleicht gerne auf die Gestaltung und Pflege der Grabstätte konzentrieren oder den Platz für die Urne im Haus gestalten. Für andere ist das Anlegen eines Fotoalbums oder das Schreiben von gemeinsamen Erlebnissen vielleicht ein guter Weg, in liebevoller Erinnerung an den verlorenen Vierbeiner zu verweilen. Das Anfertigen von Schmuckstücken mit dem Namen des Tieres, einer Fotogravur oder einem Teil des Fells eingearbeitet, kann vielleicht denjenigen trösten, der sich im Alltag plötzlich sehr einsam fühlt.
Jeder soll für sich den individuellen Weg zur Trauerbewältigung nach dem Tod seines Tieres finden. Wichtig ist dabei vor allem die Annahme. Ein Tier zu verlieren ist ein dramatischer Verlust für denjenigen, der das Tier geliebt hat und von ihm widerum Zuneigung erfahren durfte. Je mehr Akzeptanz diese Tatsache findet, desto besser kann der Trauerprozess gestaltet werden.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/181168/umfrage/haustier-anzahl-katzen-im-haushalt/
https://www.tierchenwelt.de/specials/tierleben/1446-wie-alt-werden-tiere.html
https://www.spektrum.de/news/warum-wir-haustiere-lieben/1427923