Ratgeber: Wie wir an Krisensituationen wachsen können
Mit dem Tod eines geliebten Menschen fertig zu werden, ist eine ganz besondere Herausforderung. Viele Betroffene denken zunächst, sie würden daran zerbrechen und nie wieder etwas anderes empfinden als eine bodenlose Trauer. Doch mit der Zeit stellen sie dann fest, dass sie dieses Trauergefühl nicht nur überwinden können, sondern sogar daran wachsen. Doch es ist nicht die Krise, an der wir wachsen, sondern der Weg, wie wir diese bewältigen. Psychologen haben sieben Phasen für den Pfad aus der Krise ausgemacht:
- Schock – wir reagieren mit Angst und Unverständnis auf ein überraschendes Ereignis, wie beispielsweise den Tod einer uns nahestehenden Person
- Ablehnung – der Gedanke, „das kann doch nicht wahr sein“, bestimmt unser Denken. Der Verstand sucht nach allen möglichen und manchmal auch unmöglichen Auswegen aus einer ausweglosen Situation
- Einsicht – im Kopf begreifen wir, was passiert ist, während sich Herz und Seele noch gegen diese Einsicht sträuben
- Akzeptanz – die neue Lebenssituation wird wirklich verinnerlicht und angenommen
- Lernen – wir wissen, dass unser Leben nie wieder sein wird wie vorher und fangen an, Strategien zu entwickeln, um mit dieser veränderten Situation umzugehen
- Erkenntnis – aus positiven Erfahrungen mit der geänderten Lebenserfahrung wächst das Bewusstsein, dass der Umgang mit der Krise auch einen positiven Effekt auf unser Leben insgesamt haben kann
- Verinnerlichung – mit der Zeit werden die neuen Denk- und Verhaltensweisen in den Alltag übernommen, man ist auch für künftige Krisen besser gewappnet
Dieser Weg wird in der Psychologie als posttraumatisches Wachstum bezeichnet und ist eigentlich eine ganz natürliche Reaktion des Verstandes auf eine Krise. Daraus resultieren oftmals eine höhere Selbstreflexion und Erkenntnis der eigenen Stärken, ein generell verbessertes Verhältnis zu den Mitmenschen und eine grundsätzlich positivere Lebenseinstellung.
Tröstlich ist, dass man diesen Weg nicht allein gehen muss. Vielmehr helfen Gespräche mit Experten und Menschen, die in ihrem Leben eine ähnliche Erfahrung gemacht haben. Auch wenn es schwerfällt: Je eher man sich einem solchen Austausch öffnet, desto schneller kann man die Lebenskrise überwinden und mit einem neuen Denken und Handeln sein Dasein in eine neue Richtung lenken.
Das bedeutet jedoch nicht, dass man den verlorenen Menschen vergisst oder aus seinem Leben streicht. Vielmehr erlaubt eine neue Sicht der Dinge ganz anders und in der Regel viel positiver an den oder die Verstorbene zu denken. Ganz nach dem Sinnspruch „Irgendwann werden wir einmal über ihn/sie reden und Du wirst lächeln, anstatt zu weinen“.