Filme über Trauer und Tod
Mehr als nur Ablenkung – im Trauerfall haben auch Filme manchmal heilsame Wirkung.
Den Tod in Worte zu fassen ist so komplex wie seine Verarbeitung in Bildern. Die folgenden Filme gehen fantasievoll, sachlich, mit Humor oder dramatisch mit dem Thema um. Tiefgründig wird ein Verlust – auch im noch aktiven Leben – aus der Perspektive der Verstorbenen und Hinterbliebenen beleuchtet. Die Filmbeispiele sind eine Empfehlung durch den Trost, den die Szenarien Menschen während einer Aufarbeitung bieten.
Hinter dem Horizont / What dreams may come (1998, Regisseur: Vincent Ward)
In den Hauptrollen: Robin Williams als Chris Nielsen, Annabella Sciorra als Annie Collins-Nielsen
Der Mediziner Chris lernt die Künstlerin Annie lieben, und sie heiraten. Sohn Ian und Tochter Marie sind das körperliche Zeichen der innigen Seelenverwandtschaft des Paares. Doch beide Kinder werden im Jugendalter bei einem Autounfall getötet. Als Chris später bei einem anderen Autounfall helfen will, gerät er mit tödlichem Ausgang in die anschließende Massenkarambolage.
Im Film agiert Chris im Himmel seiner Fantasiewelt weiter. Er findet seine verstorbenen Kinder wieder und begegnet weiteren Wunschpersonen aus seinem Leben. Währenddessen stürzt seine hinterbliebene Frau Annie in schwere Depressionen. Durch die Seelenverwandtschaft zu Lebzeiten bleibt der innere Kontakt der beiden auch über den Tod hinaus bestehen.
Als Annie sich tötet, kann sie sich in der Unterwelt – wohin die Seelen von Selbstmördern geraten – nicht bewusst erinnern. Chris will ab jetzt alles tun, um Annie zu finden und sie beide zu retten. Das Risiko, sich selbst dabei zu verlieren, nimmt er dafür in Kauf.
Das Filmende zeigt die beiden Liebenden nach der Wiedergeburt, als Kinder an einem See und erneut miteinander verbunden.
P.S. Ich liebe dich / P.S. I love you (2007, Regisseur: Richard LaGravense)
In den Hauptrollen: Hilary Swank als Holly Kennedy, Gerard Butler als Gerry Kennedy
Gerry und Holly führen ein turbulentes Eheleben. Nach der entsprechend streitbaren Eingangsszene stirbt Gerry an einem Hirntumor. Allerdings hat er ab der Diagnose die Trauerarbeit seiner Witwe mit Briefen vorbereitet. Jeder der zwölf Briefe enthält eine Aufgabe, woraus sich für die Reihenfolge der Zustellung und die manchmal anderen Adressaten eine Bucket List ergibt. Den ersten Brief bekommt Holly an ihrem 30. Geburtstag, beigelegt eine Tonbandaufzeichnung ihres verstorbenen Mannes. Sie folgt seinem Plan, stürzt damit allerdings einige Angehörige in Zweifel.
Die Aufgaben enthalten Aufforderungen für Ausgeh- und Urlaubsziele, Einkäufe und kulturelle Aktivitäten. Der Verstorbene hat auch die Basis für neue Begegnungen geschaffen, darunter die mit seinem besten Freund William. Es kommt zu Begegnungen mit den Schwiegereltern, Beichten der Kinder und zur Auflösung mancher menschlichen Verstrickung.
Das sehenswerte Filmende bringt William und Holly als Paar zusammen, Holly zum Lachen und die Trauerarbeit zu einem positiven Fazit.
The sixth Sense / Der sechste Sinn (1999, Regisseur M. Night Shyamalan)
In den Hauptrollen: Bruce Willis als Malcolm Crowe, Haley Joel Osment als Cole Sear
Dr. Crowe (Malcolm) arbeitet als Kinderpsychologe und befindet sich zum Filmbeginn mit seiner Frau bei einer Ehrung in Philadelphia. Hier wird er von einem seiner ehemaligen Patienten (Grey) angeschossen, wonach der wahnsinnige Mann sich selbst tötet.
Als der neunjährige Cole in seine Praxis kommt und von Toten berichtet, die er sehen und hören kann, erinnert das Malcolm an Grey, dem er damals nicht hatte helfen können. Er glaubt Cole und klärt mit ihm einen mysteriösen Todesfall eines kleinen Mädchens auf.
Die Parallelhandlung zeigt den Doktor bei verzweifelten Versuchen, seiner Frau wieder näherzukommen. Sie scheint ihn zu ignorieren und sogar in eine neue Beziehung mit einem Arbeitskollegen zu gehen. Seinen letzten Annäherungsversuch an seine Frau im Halbschlaf beantwortet sie unbewusst: »Warum hast du mich verlassen?«
Am Filmende erkennt Malcolm, dass er in jener Nacht nicht an-, sondern erschossen wurde und ihn der kleine Patient deshalb sehen konnte. Der Doktor akzeptiert die Tatsache und versöhnt sich mit den nun gelösten, letzten Aufgaben seines Lebens.
Wie im Himmel / Så som i himmelen (2004, Regisseur Kay Pollack)
In den Hauptrollen: Mikael Nyqvist als Daniel Daréus, Frida Hallgren als Lena
Dem Dirigenten Daniel Daréus gelingt trotz einer lausigen Kindheit eine internationale Karriere. In Rückblenden werden Prägepunkte wie die Kindheit ohne Vater, Prügel und Spott seiner Mitschüler und die Entdeckung seines musikalischen Geigentalents gezeigt. Ein schwerer Verlustmoment ist der Tod seiner Mutter bei einem Autounfall, ein gesundheitlicher Weckruf sein Herzinfarkt mit Mitte Vierzig auf einem Konzert.
Daraufhin legt Daniel seine Arbeit nieder und begegnet bei der Rückkehr nach Ljusåker der ganzen, schrillen Dramatik des Dorfes seiner Kindheit, all den kleinlichen Verflechtungen und schließlich der Liebe in Gestalt der Verkäuferin Lena. Sobald die Dorfbewohner den ehemaligen Jungen wiedererkennen, laden sie ihn zum Chor ein. Er übernimmt dessen Leitung und öffnet die Chor-Gemeinschaft inklusiv. In wechselnden Szenen werden viele Problematiken des Dorfes und seiner Bewohner an Nebenschauplätzen gezeigt.
Am Filmende erleidet Daniel einen weiteren Herzinfarkt, verletzt sich schwer und liegt unbeobachtet und sterbend in der Toilette des Auftrittsorts seines Chores. Während alle um ihn herum trotz seines Fehlens den Chorgesang anstimmen, stirbt er mit einem Lächeln im Gesicht, somit versöhnt mit allen vergangenen Befindlichkeiten.
Das Verschwinden der Eleanor Rigby / The Disappearance of Eleanor Rigby: Them (2014, Regisseur Ned Benson)
In den Hauptrollen: Jessica Chastain als Eleanor Rigby, James McAvoy als Conor Ludlow
Der Filmbeginn gibt einen kurzen Einblick in die unbeschwerte Liebe zwischen Eleanor Rigby und Conor Ludlow, ein Treffen im Restaurant in New York, ein paar Liebesszenen im Park und plötzlich einen drastischen Zeitsprung. Eleanor stürzt sich von der Manhattan Bridge, Conor wohnt völlig heruntergekommen im Hinterzimmer seines eigenen Lokals.
So, wie der Film durch zunächst schwer verständliche Szenen stolpert, stolpern die einstigen Eheleute wieder aufeinander zu. Als Kern des Dramas gibt der Film den Tod des gemeinsamen Sohnes preis. Daran zerbrach zwischen dem ersten Zeitsprung die Ehe. Alle weiteren Versuche der beiden sind ein Herantasten an das bis dahin Unausgesprochene. Nach und nach finden sie Worte und können gemeinsam nachträglich trauern.
Am Filmende wird die Kluft gezeigt, die einerseits der Tod zwischen Verstorbenen und Lebenden aufreißt. Gleichzeitig wird auch das Verstummen als überwindbar gezeigt und dass Ehrlichkeit statt Schweigen die bessere Trauerarbeit bedeutet.
Fazit:
Das Sterben und der Tod begleiten jedes Leben auf eigene, immer andere Weise. Tiefgründig lassen Sterbende ihr Handeln und Leben Revue passieren, während Hinterbliebene verzweifelt versuchen, die Zeit zurückzudrehen oder vermeintliche Lebensfehler nachträglich zu korrigieren. Die Filmbeispiele bieten Vorschläge für Trost beim Tod und Umgang mit Trauer, mit der Zuversicht, dass das Leben trotz der Schicksalsschläge alle positive Einstellung weiterhin wert ist.
3 Quellen:
https://www.epd-film.de/filmkritiken/hinter-dem-horizont
https://www.spiegel.de/kultur/kino/das-verschwinden-der-eleanor-rigby-jessica-chastain-james-mcavoy-a-1004861.html
https://www.cinema.de/film/wie-im-himmel,1335587.html