Christiane zu Salm – von der Medienmacherin zur Trauerratgeberin
C hristiane zu Salm ist das, was man gemeinhin als Powerfrau bezeichnet. Direkt nach dem Abitur machte die heute 54-jährige eine Ausbildung als Verlagsbuchhändlerin. Dem Betriebswirtschaftsstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität folgte dann ein steiler Aufstieg in der Medienbranche, der 1998 einen ersten Höhepunkt in der Position als Geschäftsführerin von MTV (Music Television) für den Bereich Deutschland, Österreich und Schweiz erreichte. Danach führte von Salm unter anderem den Mitmachsender 9live und etablierte hier erfolgreich das Format der sogenannten Call-In-Gewinnspiele. Nach dem Verkauf des Senders war die Medienmanagerin in den Vorständen verschiedener namhafter Unternehmen tätig, übernahm eine Lehrtätigkeit an der Berliner Universität der Künste und engagierte sich zudem als Mäzenin im Bereich der zeitgenössischen Malerei. Eine persönliche Lebenskrise führte dazu, dass sie sich zur Sterbebegleiterin ausbilden ließ. Seither hat Christiane zu Salm mehrere Bücher zu Thema Tod und Trauer geschrieben.
Eines davon trägt den Titel „Dieser Mensch war ich – Nachrufe auf das eigene Leben“. Darin lässt die Autorin Menschen zu Wort kommen, die den nahenden Tod direkt vor Augen haben. Dabei wird ein tiefer Einblick in das Seelenleben sowohl der Betroffenen als auch der Autorin gegeben, die in ihrem Vorwort anschaulich beschreibt, welche Motivation sie bewogen hat, Sterbebegleiterin zu werden und dieses Buch zu schreiben. Manchmal geben die selbstverfassten Nachrufe Geheimnisse preis, wie der Text von Johanna, die im Alter von 53 an Krebs verstorben ist und zuvor in dem Gespräch mit Sterbebegleiterin zu Salm gestand, dass sie jahrzehntelang neben ihrem Job in einer Firmenkantine auch als Prostituierte gearbeitet und das vor Freunden und ihrer Familie verheimlicht hat.
Erstaunlicherweise sehen viele der Befragten auch überaus positiv auf ihre Leben zurück, obwohl ihnen ein – oftmals auch recht früher – Tod unmittelbar vor Augen steht. Sie bedanken sich bei Freunden und Verwandten und bitten sie, auf der Beerdigung nicht zu weinen, weil sie ja ein „gutes Leben gehabt“ hätten.
Auch finden sich Geschichten von enttäuschten Freundschaften, von erfolgreichen und gescheiterten Karrieren und viele Gedanken über das, was „danach“ kommen wird.
Zusammengenommen machen diese Rückblicke das Buch von Christiane zu Salm sehr lesenswert – insbesondere auch der Teil, in dem sie über ihren eigenen Lebensweg und den Entschluss Menschen beim Sterben zu begleiten schreibt.
Ich meine, dass „Dieser Mensch war ich“ ein guter Trauerratgeber ist, der Einblicke in die Gedankenwelt von Menschen gibt, die wissen, dass sie sterben werden. Das Buch kann Betroffenen und Angehörigen helfen, mit einer sehr schweren Situation umzugehen, die man sich unter normalen Umständen kaum vorzustellen vermag. Vielleicht spendet das eine oder andere Schicksal Trost und zeigt beispielhaft Wege auf, wie dieses schwere Schicksal angenommen werden kann. Oder wie es die krebskranke Marianne am Ende ihres Lebensrückblickes formuliert: „Bitte trauert auch nicht zu sehr um mich. Denkt an alle guten Momente, die wir zusammen hatten. Ich bin rund mit mir, das ist doch die Hauptsache. Alles ist okay so, wie es ist.“