Leben und Sterben im Hospiz
Sterben im Hospiz – die alternative Begleitung in einen guten Tod
Würdevolles Sterben – für Angehörige und Nahestehende gibt die Begleitung in den Tod eines geliebten Menschen den würdevollen Rahmen für den Weg aus dem Leben.
Die Zeit des Abschiednehmens beginnt, wenn Menschen sterbenskrank sind, medizinische Unterstützung keine Besserung vermag und die Kräfte des Körpers für das Leben aufgezehrt sind. Es wäre nicht richtig, die Augen mit dem Wunsch, es solle anders sein, vor dem Unausweichlichen zu verschließen.
Mit den Feststellungen des Arztes, der Patient ist austherapiert, beginnt die Zeit der Hoffnungslosigkeit – der Spruch zur Motivation „Die Hoffnung stirbt am Ende“ bekommt ein Gesicht.
Welches Gesicht die Hoffnung an ihrem Ende hat, wird neben der Erinnerung an die Zeit des Abschiednehmens einen nicht unwesentlichen Platz im Gedächtnis der Hinterbliebenen einnehmen. Ein Trost für alle Zurückbleibenden ist, sagen zu können: Wir haben uns voneinander verabschiedet.
Die Motivation für die Begleitung in den Tod
Die letzten Berührungen, die letzten Gespräche, der Blick und die gemeinsamen Tränen sind ein Schatz für immer und ewig. Das ist die neue Motivation, die der Akzeptanz des nahenden Todes folgt.
Mit der Kraft der Verantwortung für den Todkranken ist es ein Geschenk, wenn die Möglichkeit besteht, Ideen zu besprechen und die Wünsche berücksichtigen zu können.
Wer sich bereits zu Lebzeiten auf den Weg zum Guten Tod gemacht hatte, ist im Vorteil – die Last der richtigen Entscheidung muss nicht mehr getragen werden. Frei von der Angst vor dem Ende ist es möglich, die verbleibende Zeit aktiv zu gestalten. Damit ist sie sich nicht selbst überlassen und ausschließlich von seelischem Kummer geprägt. Es bleibt Raum für Momente des Verbindenden. Das kann ein Lied, das Lesen einer Lieblingsgeschichte oder das Erinnern an gemeinsame Erlebnisse sein.
Den Wunsch erfüllen – die Entscheidungen für die Zeit auf den letzten Weg treffen
Wenn der seelische Schmerz zu groß oder die Bereitschaft für eine gemeinsame letzte Zeit zu Hause nicht vorhanden ist, bleibt in vielen Fällen ein Pflegeheim die einzige Lösung. Einsamkeit ist eine Alternative, aber keine humane Lösung für das Abschiednehmen.
In der Regel haben Menschen keine Erfahrung im Umgang mit dem Abschied für immer.
Selten sind die familiären Bedingungen geeignet, dem Sterben einen würdevollen Platz zu geben. Die Begleitung in den Tod braucht neben ausreichend Raum, ein friedliches Umfeld und das richtige Maß an Zuwendung.
Die für den Sterbenskranken spürbare Gegenwart der ihm liebsten Menschen ist von hoher Bedeutung. Sie allein genügt nicht, ihn ausreichend zu versorgen. Allgemeine Pflegeleistungen müssen unbedingt erbracht werden und die medizinische Versorgung gesichert sein.
Neben der mit Emotionen überfrachteten Situation ist kaum ein Angehöriger den Aufgaben der Palliativversorgung gewachsen. Allein der Wille, alles zu tun, was nötig ist, genügt dem Anspruch des Sterbenden nicht.
Der Wunsch des Sterbenskranken nach der Begleitung in den Tod in einem vertrauten Umfeld und im Kreis der Familie kann nicht immer erfüllt werden.
Palliativversorgung – eine Herausforderung
Palliativversorgung bedeutet:
- Medizinische Maßnahmen sind nicht auf die Heilung ausgerichtet.
- Nichts geschieht gegen den Willen des Kranken.
- Lebensverlängernde Maßnahmen unterbleiben.
- Alle Leistungen in der Versorgung dienen der Aufrechterhaltung der Lebensqualität.
- Die Bedürfnisse des sterbenskranken Menschen sind Schwerpunkt aller Maßnahmen.
- Die aktive Herbeiführung des Todes ist verboten.
Ein Segen für sterbenskranke Menschen und ihre Nächsten
Nach der kräftezehrenden Zeit der Krankheit bleibt den Angehörigen oft nur ein Rest an physischer und psychischer Kraft. Hilfe anzunehmen ist auch bei der Begleitung eines Angehörigen auf seinem letzten Weg legitim, umso mehr, wenn die notwendige intensive medizinische Betreuung rund um die Uhr zu Hause nicht bedarfsgerecht möglich ist.
Hospize bieten den Rahmen für das Abschiednehmen ohne die Last der Versorgung des sterbenskranken Menschen.
In den Einrichtungen für die Begleitung in den Tod stehen sämtliche Maßnahmen der Versorgung zur Verfügung. Dem individuellen Zustand des Bewohners und seines Pflegegrades angepasst, sind die pflegerischen Tätigkeiten auf sein Wohlbefinden ausgerichtet. Die Körperpflege, der Toilettengang und die Nahrungsaufnahme werden, soweit es nötig ist, von geschultem Personal und Fachkräften unterstützt.
Die medizinische Versorgung ist im Einklang mit dem Willen des Kranken auf seine Lebensqualität ausgerichtet, wobei die Schmerztherapie einen großen Stellenwert hat.
Der Anspruch und die Aufnahme auf einen Platz
Palliativmedizinische Abteilungen oder Palliativstationen in Kliniken und Krankenhäusern sind bemüht, den Hospizgedanken umzusetzen.
Aus der Hospizbewegung heraus haben sich seit Mitte der achtziger Jahre in Deutschland bundesweit eine Vielzahl an Einrichtungen für die Sterbebegleitung etabliert. Sie stehen unter der Trägerschaft kirchlicher Verbände oder privater Vereine. Neben den stationären Einrichtungen können auch ambulante hospizliche Leistungen in Anspruch genommen werden.
Weit entfernt von der Sterilität und der einfachen, funktionsgebundenen Einrichtung der Zimmer für die Patienten im Krankenhaus, sind die Räume in den Häusern für die Begleitung in den Tod freundlich und häuslich eingerichtet – hier wohnen Gäste oder Bewohner.
Das Hospiz erfüllt pflegerische, medizinische, soziale und seelsorgerische Aufgaben. Die Spiritualität nimmt dabei einen angemessenen Raum ein.
Ambulant oder stationär – in jedem Fall steht dem Kranken und seinen Angehörigen ein Team von Fachkräften professionell auf dem Weg der Begleitung in den Tod, auch darüber hinaus, für die Trauerbewältigung zur Seite.
Die Voraussetzungen für die Aufnahme in ein Hospiz sind:
- Eine weit fortgeschrittene Krankheit, die schwer und unheilbar ist. Die der Person noch verbleibende Zeit zum Leben ist begrenzt. Sie kann Tage, Wochen oder Monate dauern.
- Die Sterbebegleitung zu Hause kann nicht erfolgen.
- Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin befürwortet und begründet die dortige Unterbringung.
- Die Aufnahme muss beantragt sein.
- Seit 1997 besteht ein gesetzlicher Anspruch.
Hospize finanzieren sich über die Kostenübernahme durch die Kranken- und Pflegekassen. Der Zufluss von Spendengeldern und die Tätigkeit im Ehrenamt decken den geringen Eigenanteil ab und machen angenehme Extras möglich.
Der Weg über die Regenbogenbrücke
Kinder auf dem Weg zur Regenbogenbrücke zu begleiten ist besonders schmerzvoll. Das Hospiz schafft vor allen den geschützten Rahmen für wichtige soziale Kontakte der Familie und die Begegnungen der Geschwister.
Durch den möglichen Austausch mit anderen betroffenen Familien kann die psychische Belastung etwas erträglicher werden. Durch die Entlastung und zeitweisen Abnahme der Verantwortung ist es den Eltern möglich, ihren anderen familiären Verpflichtungen bei Geschwisterkindern besser nachzukommen.
In Absprache mit den Mitarbeitern ist eine teilweise oder gänzliche Versorgung in der Einrichtung durch die Eltern gegeben.
Lebensverlängernde Maßnahmen werden neben Therapien für Kinder im Hospiz ermöglicht. Damit besteht für Kinder die Möglichkeit der zeitnahen Aufnahme nach der Diagnose der todbringenden Erkrankung. Ziel ist, den Kindern so weit wie möglich, eine angenehme Zeit zu verschaffen. Von Sorgen entlastete Eltern und Geschwister sind ein wesentlicher Teil davon.
Für sterbenskranke Kinder ist zur Entlastung der Familien eine mehrfache Unterbringung erlaubt.
Helfer im Ehrenamt
Sie sind willkommen – ehrenamtliche Mitarbeiter sind ein wesentlicher Teil des Hospizpersonals. Sie unterstützen die Fachkräfte. Nur mit ihnen ist eine optimale Betreuung der Bewohner möglich. Sie erledigen Arbeiten des Alltags und sind neben den Angehörigen meist auch die sozialen Bezugspersonen der Bewohner.
Nicht jeder ist für die Herausforderung dieses Ehrenamtes geeignet. Die Tätigkeit verlangt die Erfüllung der Aufgaben mit einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen in die Situation des Bewohners und seine Angehörigen. Der schwierigere Part liegt darin, mit mentaler Stärke und angemessener Distanz zugleich, die Arbeit in einem ausgewogenen Verhältnis von Mitgefühl, Verständnis und Aufmunterung zu erledigen.
In das interdisziplinäre Team aus medizinischen Fachkräften, Sozialarbeitern und Seelsorgern eingebunden, sind die Mitarbeiter im Ehrenamt nicht allein gelassen. Schulungen dienen ihrer Professionalität.
Das moderne Hospiz ist mit seiner erst kurzen Geschichte in Deutschland ein humanitärer Teil des Gedankens an ein würdevolles Sterben geworden. Nichts anderes gehört so zusammen wie das Leben und der Tod.
Würdevolles Sterben im Hospiz – ein Geschenk, ein Glück oder eine gesellschaftliche Errungenschaft?
www.wikipedia.org
www.bundesgesundheitsministerium.de
www.betanet.de