In Frieden Abschied nehmen
Hospize sind eine Möglichkeit für sterbenskranke Menschen, würdevoll aus dem Leben zu scheiden.
Wenn ein Mensch todkrank ist, sieht er sich damit konfrontiert, dass er in absehbarer Zeit vor dem Ende seines Lebens stehen wird. Ihm bleibt keine Wahl: Er muss akzeptieren, dass seine Krankheit die Macht darüber erlangt hat, über sein Lebensende zu bestimmen. Sein bis dahin selbstbestimmtes Leben beschränkt sich auf eine noch kurze Zeit mit wenigen Entscheidungsmöglichkeiten. Viele Optionen in der Vergangenheit, die eine Auswahl an Möglichkeiten für seine Entscheidungen parat hatte, reduzieren sich auf eine: die Wahl des Ortes seiner letzten Wochen oder Monate. Wer das Glück hat, die Entscheidung dafür nicht allein treffen zu müssen, kann das Für und Wider der Möglichkeiten gemeinsam abwägen: die Palliativstation, das Hospiz oder das vertraute Zuhause.
Oberste Priorität hat dabei der Wunsch nach eienmaktlich nem friedvollen Ende. Todkranke Menschen leiden nicht nur unter den Einschränkungen, die ihre Krankheit mit sich brachte: Es ist nicht nur die Unmöglichkeit, sich selbst zu versorgen, sondern es sind auch meist die unerträglichen Schmerzen. Sie beherrschen das Leben an den Tagen und in den Nächten – der Schwerkranke bedarf der palliativmedizinischen Versorgung.
Was ist Palliativmedizin?
Palliativ, abgeleitet aus dem Lateinischen von pallium – Mantel, trifft den Kern: Wie ein Mantel legt sich die Palliativmedizin schützend um den Erkrankten und bietet ihm, der Situation angepasst, ein hohes Maß an Geborgenheit. Sie macht das friedliche Sterben möglich.
Anders als die Maßnahmen, die auf eine Heilung abzielen, ist die Palliativmedizin darauf ausgerichtet, die Symptome der unheilbaren Krankheit abzuschwächen, Schmerzen zu lindern und die Psyche des Kranken zu beruhigen. Durch das damit herabgesetzte Stresslevel kann der Körper des Erkrankten seine ihm verbliebene Kraft für einen entspannteren Verlauf seiner Zeit bis zum Tod verwenden. Damit bleiben ihm die knappen Reserven für Angenehmes, die ihm die Krankheit ohne Palliativmedizin nicht mehr gewährt. Das können sein:
- die Reduzierung der Schmerzen
- die Verbesserung des Appetits und der Nahrungsaufnahme
- die Optimierung der Verdauung im Rahmen der Möglichkeiten
Unter Einsatz von palliativmedizinischen Maßnahmen können den Kranken belastende Situationen erspart bleiben, indem beispielsweise:
- die Übelkeit und das Erbrechen unterbunden
- die Atemnot reduziert
- quälende Ängste verhindert werden.
Wenn es nötig ist und von dem Erkrankten gewünscht wird, kommt der Einsatz von Schmerzmitteln, Beruhigungsmitteln, auch, wenn es die Situation erfordert, einer flachen oder tiefen Sedierung infrage.
Das Ziel
Alle Maßnahmen zielen auf die Verbesserung der stark beeinträchtigten Lebensqualität des schwersterkrankten Menschen. Therapeutische Maßnahmen, die nicht diesem Ziel dienen und den Erkrankten belasten, werden als unnötig beendet.
Die palliative Therapie muss nicht unbedingt erst in der letzten Lebensphase zum Einsatz kommen. Sie kann auch bereits in einem früheren Krankheitsstadium, wie bei Tumorerkrankungen angewandt werden. Als spezielle Therapieform für Menschen mit eingeschränkter Lebenserwartung, können auch bestimmte Maßnahmen unterlassen werden. Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlungsoption treffen der Erkrankte und der Therapeut gemeinsam.
Die begleitende psychotherapeutische Beratung und seelsorgerische Betreuung sind neben den medizinischen Maßnahmen wesentliche Säulen der Unterstützung auf dem letzten Weg bis zum Tod. Mit der Hoffnung und das Vertrauen auf einen guten Tod, geborgen im Zustand des Wohlbefindens gut aufgehoben, gehen sich die letzten Schritte leichter.
In Würde und im Frieden dem Tod entgegen sehen – Orte finden
Zu Hause
Viele todkranke Menschen haben den Wunsch, bis zum Ende ihres Lebens in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben.
Seit dem Jahr 2007 besteht die gesetzliche Grundlage dafür, den umfassenden Behandlungsbedarf die spezialisierte ambulante pädiatrische Palliativversorgung zu Hause in Anspruch nehmen zu können. Die Kosten für die zu erbringenden Leistungen tragen die gesetzlichen Krankenkassen.
Die Spezialisierte ambulante Palliativversorgung umfasst die medizinischen Leistungen und die der Grundversorgung. Neben einem interdisziplinären Bereitschaftsdienst für Tag und Nacht steht ein Netz an Helfern für die psychosoziale Unterstützung zur Verfügung. Damit kann in Krisensituationen eine notwendige, ungewünschte Krankenhauseinweisung vermieden werden und dem todkranken Menschen ist es möglich, seinem Wunsch entsprechend friedlich dort zu sterben, wo er zu Hause ist.
In Deutschland gibt es ungefähr 300 Palliative-Care-Teams, die in Ergänzung der Haus- und Fachärzte unterwegs sind. Die Teams arbeiten nach einem international anerkannten Konzept, das aus den Erfahrungen über Hunderte von Jahren nach dem Prinzip „heilen manchmal, lindern oft, trösten immer“ schöpft. Ausgebildete Palliativmediziner und Pflegefachkräfte, Seelsorger, Therapeuten und Apotheken sichern mit einer perfekt abgestimmten Organisation der Teammitglieder, multiprofessionell die Leistungen der Palliativversorgung für den Schwerstkranken im vertrauten Umfeld oder in einem stationären Hospiz. Den Schwerstkranken, aber auch ihren Angehörigen und nahestehenden Menschen stehen sie unterstützend zur Seite.
Nicht alle erbrachten Leistungen können bei der Krankenkasse abgerechnet werden. Deshalb wird im Rahmen des Palliative-Care-Teams auch ehrenamtliche Arbeit geleistet.
Das Hospiz
Die Versorgung durch die nächsten Angehörigen und die Leistungen des Pflegedienstes oder eines Palliative-Care-Teams sind bei Schwerstkranken zu Hause nicht immer so möglich, wie es die Situation erfordert.
Der Aufenthalt in einem Hospiz ist eine gute Alternative zum Bleiben in der vertrauten Umgebung des eigenen Zuhauses. Er kann die bessere Wahl sein, wenn palliativmedizinische Maßnahmen nötig sind. Aufnahme in einem Hospiz finden Menschen:
- mit einer unheilbaren, schweren Grunderkrankung, deren verbleibende Lebenszeit eng begrenzt ist
- deren behandelnder Arzt die Aufnahme als begründet sieht und diese befürwortet
- deren Antrag auf Unterbringung Hospiz gestellt und bewilligt ist
Die meist geringe Anzahl der Gäste oder Bewohner eines Hospizes, so heißen hier die schwerstkranken Menschen, macht die persönliche Ansprache und die von Respekt und mit Empathie getragene individuelle Versorgung möglich.
Die Häuser liegen überwiegend umgeben von Parks in ruhiger Lage, aber immer gut erreichbar für Angehörige und nötige Pflegedienstleister.
In Deutschland haben sich ungefähr 250 Einrichtungen für die Sterbebegleitung etabliert. Sie stehen überwiegend unter der Trägerschaft kirchlicher Verbände oder privater Vereine. Die stationären Einrichtungen beherbergen jährlich 33500 Gäste für durchschnittlich 22 Tage bis zum Ende ihres Lebens. Kinder und Jugendliche können hier auch in besonders schweren Phasen ihrer Krankheit und zur Entlastung ihrer Angehörigen vorübergehend Aufnahme finden.
Die liebevoll eingerichteten und freundlichen Räume bieten den Bewohnern alles, was sie in dieser Zeit brauchen: die Grundversorgung, die pflegerische und die palliativmedizinische Versorgung.
Fast 15.000 Mediziner mit einer Zusatzausbildung in Palliativmedizin stehen für die professionelle Arbeit zur Verfügung. Soziale und seelsorgerische Aufgaben werden überwiegend von ehrenamtlichen Unterstützern geleistet.
Mehr als 120.000 Menschen sind hauptamtlich, ehrenamtlich oder bürgerschaftlich bereit, dafür zu sorgen, dass sich Todkranke in einer angenehmen Umgebung geborgen fühlen und ihre letzten Tage in der vertrauensvollen Nähe zu ihnen lieben Menschen verbringen können.
Neben der palliativmedizinischen Versorgung sind Helfer im Ehrenamt eine wichtige Säule in der Funktionalität der Hospize. Mit ihnen ist die optimale Betreuung der Todkranken möglich, die über die Erledigung alltäglicher Aufgaben bis zur Erfüllung persönlicher Wünsche des Gastes reicht. Helfer und Unterstützer sind neben den Angehörigen und nahestehenden Personen meist die Bezugspersonen, an deren Händen die Schwerstkranken ihren letzten Weg gehen.
Die Arbeit im Ehrenamt ist eine unentbehrliche Ergänzung der medizinischen Pflegefachkräfte, Ärzte und Sozialarbeiter. Um den anspruchsvollen Aufgaben mental gewachsen zu sein, werden ehrenamtliche Mitarbeiter speziell geschult. Auch wer ehrenamtlich als Sterbebegleiter oder Sterbebegleiterin tätig ist, hat sich dafür ausbilden lassen.
Gut zu wissen:
Eine spezielle Weiterbindung als Palliativmediziner sichert den professionellen Umgang mit todkranken Menschen. In der Palliativmedizin Tätige müssen an jeden Tag der Woche eine 24-stündige Erreichbarkeit gewährleisten.
Jeder Bedürftige hat Anspruch palliativmedizinische Leistungen. Sie werden über die Krankenkassen abgerechnet. Die Entgelte für den Umfang und die Art der Leistungen sind in den Bundesländern unterschiedlich geregelt.
Wenn keine Angehörigen oder nahestehenden Personen für einen todkranken Menschen zur Verfügung stehen, ist es auch möglich, seine letzte Lebenszeit in einer Pflegeeinrichtung oder auf der Palliativstation in Krankenhäusern zu verbringen.