„Die Einschläge der Bomben haben meinen Verstand kaputt gemacht.“
Der Krieg hat Rohullah Kazimi gezeichnet. 1987 in der afghanischen Hauptstadt Kabul geboren, erlebte er als kleines Kind zunächst die Besatzung durch die sowjetischen Armee und dann den Bürgerkrieg mit den Taliban. 1987 verließ seine Familie das von Gewalt zerüttete Land und floh über den Umweg Iran und Usbekistan nach Deutschland. Die Erlebnisse von Krieg und Flucht haben den heute 34-jährigen schwer traumatisiert. Mit seiner Arbeit als Künstler versucht Kazimi, der mittlerweile in Hamburg lebt, gegen diese Traumata anzuarbeiten.
Rohullah, seit wann hast Du angefangen als Künstler zu arbeiten?
Gezeichnet habe ich schon als Kind, begonnen habe ich damit im Alter von etwa vier bis fünf Jahren. In meinen Kopf hallen immer noch die Explosionen der fallenden Bomben – dagegen zeichne ich meine Bilder und Geschichten. Dabei geht es oft um tröstlichen Themen, beispielsweise Schutzengel oder Superhelden, die die Welt vor schlimmen Gefahren retten. Seit einiger Zeit arbeite ich im Künstlerkollektiv die Schlumper und hatte in diesem Rahmen schon eine ganze Reihe von Ausstellungen. In Österreich vertritt mich außerdem die Galerie 3, die ebenfalls schon einige Ausstellungen für mich organisiert hat.
Welche Techniken nutzt Du, um Deine Emotionen auszudrücken?
Momentan beschäftige ich mich schwerpunktmäßig mit der Ausdrucksform der Graphic-Novel oder Comics, wie man früher gesagt hat. Aber ich habe auch Gemälde in verschiedenen Maltechniken hergestellt. Ganz besonders sind auch meine Stickbilder bei denen ich bekannte Personen wie Dita von Teese portraitiere aber auch Figuren der Popkultur wie James Bond oder King Kong.
Was bedeutet Deine Kunst für Dich?
Kunst bedeutet für mich, absolut frei zu sein. Ich kann mit meinen Zeichnungen eine Welt erschaffen, die meinen Vorstellungen entspricht. Schlimme Situationen können so aufgelöst werden – beispielsweise in meiner Geschichte über die Danger, das sind Schutzengel, die über mich und die anderen Menschen wachen. Für mich waren diese Beschützer wichtig, vor allem als wir auf der Flucht waren und viel durch Kriminalität und Gewalt bedroht wurden. Ich habe mir die Danger schon als Kind ausgedacht und mit der Geschichte schon zu Schulzeiten eine erste Ausstellung bekommen.
Wie geht es Dir, seit Du in Deutschland bist?
Ich habe als Jugendlicher eine Zeitlang in einer Einrichtung gewohnt. Dort habe ich oft gezeichnet und Texte geschrieben. Die anderen Kinder und die Betreuer in der Einrichtung fanden, ich sei ein Einzelgänger. Doch das Malen und Zeichnen haben mir geholfen, wenn ich Stress oder Angst hatte. Nachdem ich 18 geworden bin, bekam ich eine eigenen Wohnung. Seither arbeite ich auch in dem Künstlerkollektiv Schlumper in Hamburg. Die Danger haben mich in der ganzen Zeit begleitet.
Was sind Deine Wünsche und Träume für die Zukunft?
Frieden ist mein großes Thema, das sich auch in meinen Arbeiten immer wieder findet. Ein wichtiges Friedensinstrument in unserer Welt ist meiner Meinung nach die UNO. Deshalb würde ich gern einmal nach New York reisen, wo die UNO-Zentrale ihren Sitz hat. Wenn sich von dort aus irgendwann einmal der Weltfrieden verwirklichen lassen würde – das wäre mein größter Wunschtraum.
Ich bedanke mich für das Gespräch.