Captain Fantastic – Rührende Tragikkomödie mit Viggo Mortensen thematisiert Suizid
Dieser Film rückt auf anrührende Weise das Thema Suizid in den Blickpunkt und die Art und Weise, wie Angehörige damit umgehen.
Die Tragik-Komödie „Captain Fantastic“ nimmt sich auf humorvolle Weise einem sehr ernsten Thema an. Denn zu Beginn des Films steht der Selbstmord von Leslie (Trin Miller), einer Mutter von sechs Kindern, die an einer bipolaren Störung leidet. Ihr unerwarteter Tod zwingt ihren Ehemann Ben (Viggo Mortensen) mitsamt dem gemeinsamen Nachwuchs ihr selbstgewähltes Refugium als Sebstversorger in den einsamen Wäldern an der Nordwestküste der USA zu verlassen. Denn die Beerdigung soll im Wohnort der Großeltern in New Mexico stattfinden, so der letzte Wille der Mutter. Und so beginnt ein chaotischer Roadtrip, denn die Kinder des Paares sind vermeintliche zivilisatorische Selbstverständlichkeiten wie Fernsehen, Fastfood oder Internet nicht gewohnt.
Matt Ross‘ Tragikomödie „Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück“ erinnert ein wenig an den Indie-Hit „Little Miss Sunshine“ – ein Road-Movie mit schrägen Figuren und einem großen Herzen: Die Kinder des Titelhelden lernen Hirsche zu jagen, sie wissen, dass Cola vergiftetes Wasser ist, und die Familie begeht im Dezember nicht Weihnachten, sondern den Noam-Chomsky-Tag – denn warum sollte man lieber einen erfundenen Wunderelfen als einen tatsächlich für die Menschenrechte eintretenden Humanisten feiern? Ben (Viggo Mortensen) lebt als überzeugter Aussteiger im Wald, wo er jeden Tag mit seinen sechs Kindern ein rigoroses körperliches, geistiges und philosophisches Trainingsprogramm durchzieht. Als Bens manisch-depressive Frau Leslie (Trin Miller) Selbstmord begeht, reist der ganze Clan im alten Bus zur Beerdigung, um der Verstorbenen ihren letzten Wunsch zu erfüllen:
Ein Reh läuft durch den Wald. Vorsichtig. War da ein Geräusch? Dann sehen wir in dieser ersten Szene von „Captain Fantastic“ hinter dem dichten Blättervorhang zwei Menschenaugen. Der junge Mann schießt hervor, umklammert das Reh und erlegt es mit einem Messer. Eine Initiation zum Mann. Und ein Kinobild, das an die Hirschjagd am Anfang von Michael Manns „Der letzte Mohikaner“ erinnert, der Verfilmung des Klassikers von James Fenimore Cooper.
Den Widerspruch zwischen dem Leben in der Zivilisation und dem eigentlichen, wirklichen Leben in der Natur, diesen Urkonflikt diskutierte schon im 18. Jahrhundert James Fenimore Cooper in seinen „Lederstrumpf“-Erzählungen wie auch Henry David Thoreau in „Walden oder Leben in den Wäldern“. Der von Viggo Mortensen in „Captain Fantastic“ gespielte Aussteiger Ben ist also eine Figur mit tiefen Wurzeln hinein in die amerikanische Kultur und Mythologie.