Trauertradition bei der Bundeswehr
Auslandseinsätze bringen die bundesdeutschen Streitkräfte ins Dilemma zwischen angebrachter Ehrung für die Gefallene und falschem Pathos.

Soldaten und Soldatinnen erleben Frieden und Krieg, Tod und Leben, Leid und Freude. In diesem Beruf wird man mit den schönsten und schlimmsten Seiten des Lebens konfrontiert. Leider sind Angehörige der Bundeswehr auch einem erhöhten Risiko ausgesetzt, während ihres Dienstes zu sterben.
Dieser Artikel informiert über die Trauertradition der Bundeswehr sowie über die Wege und Versorgung nach dem Tod eines Soldaten oder einer Soldatin, um Menschen, die mit dem Tod eines Angehörigen oder nahen Freundes konfrontiert sind oder die sich Gedanken über das eigene Sterben machen, bestmöglich zu unterstützen.
Wieviele deutsche Soldaten sind in Afghanistan gefallen?
59 deutsche Soldaten in Afghanistan gestorben, davon 35 durch Fremdeinwirkung – so lauten die offiziellen Zahlen der Bundeswehr. Laut dieser sind in der Mission ISAF/International Security Assistance Force/Resolute Support in Afghanistan die meisten Toten, im Vergleich zu anderen Auslandseinsätzen, zu beklagen.
Leider sind Soldaten und Soldatinnen einem erhöhten Risiko für den eigenen Tod ausgesetzt. Die Beschäftigung mit dem Tod gehört zu einer ihrer Aufgaben im Beruf.
So sind über 3.300 Soldaten und Soldatinnen seit dem Jahr 1955, der Gründung der Bundeswehr, während ihres Dienstes gestorben. Davon wiederum sind 115 Menschen bei Einsätzen im Ausland gefallen.
Was passiert bei dem Tod eines Soldaten?
Wenn Soldaten und Soldatinnen bei ihren Einsätzen im Ausland sterben, erfährt zuerst der Offizier des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr die traurige Nachricht. In Afghanistan ist das Codewort für einen gefallenen Soldaten „schwarz“. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr wiederum informiert die Verteidigungsministerin, den Generalinspekteur und die Heimatkaserne.
In der Heimatkaserne sowie beim Einsatzführungskommando in Potsdam befinden sich Personalerfassungsbögen, in denen die Daten der betroffenen Angehörigen hinterlegt sind. Die Angehörigen des gefallenen Soldaten oder der gefallenen Soldatin werden von dem Bataillonskommandeur oder dem Kompaniechef gemeinsam mit dem Standortpfarrer über den Tod des Familienmitgliedes informiert.
Wenn der Gefallene im Ausland gestorben ist, wird der Leichnam durch die Bundeswehr nach Deutschland transportiert. Dort wird in der Regel den Gestorbenen bei kirchlichen Trauerfeiern gedacht. Jeder Tote wird zudem bei dem Ehrenmal der Bundeswehr geehrt.
Auch wenn es ein schwacher Trost bei Verlusten ist, hat die Bundeswehr eine gute Vorsorge für die Hinterbliebenen. Folgende Leistungen können den Hinterbliebenen gewährt werden:
- Witwenrente/Witwenbeihilfe (inkludiert Grundrente, einkommensabhängige Ausgleichsrente, Schadensausgleich, Pflegeausgleich)
- Waisenrente/Waisenbeihilfe (inkludiert Grundrente und einkommensabhängige Ausgleichsrente bis zum achtzehnten Lebensjahr. Bei einer Ausbildung kann die Waisenrente/Waisenbeihilfe bis zu einem Alter von 27 Jahren verlängert werden)
- Elternrente (ist einkommensabhängig)
Bezüglich der Vorsorge der Hinterbliebenen ist der Abschluss einer Hinterbliebenenversorgung bei einer speziellen Krankenversicherung für Soldaten empfehlenswert. Diese versorgt die Hinterbliebenen im Todesfall mit einer qualifizierten Unfallhinterbliebenenversorgung, Sterbegeld oder einer Unfallentschädigung.
Gedenkstätten der Bundeswehr
Die Trauertradition nimmt bei der Bundeswehr einen wesentlichen und wichtigen Platz ein. So heißt es auf der Internetpräsenz dieser, dass die Bundeswehr „eine Kultur der Erinnerung und des Gedenkens“ pflegt und das Gedenken an die Verstorbenen im Dienst der Bundeswehr sehr bedeutend ist. Hierzu wurden öffentliche Gedenkstätten von der Bundeswehr geschaffen. Öffentlich, da Soldaten und Soldatinnen der Mitte der Gesellschaft angehören. Zugleich ist jede Gedenkstätte auch ein Mahnmal für die Opfer der Angehörigen und soll die Gesellschaft an die Wertschätzung von jedem Einzelnen und dessen Leistung erinnern.
Folgende Gedenkstätten der Bundeswehr gibt es:
- Das Ehrenmal der Bundeswehr
- Der Wald der Erinnerung
- Das Ehrenmal der Luftwaffe
- Das Ehrenmal des Deutschen Heeres
- Das Marine-Ehrenmal Laboe
Das Ehrenmal der Bundeswehr
Das Ehrenmal der Bundeswehr wurde im September 2009 eingeweiht und gedenkt jedem Bundeswehrangehörigen, der im Dienst gefallen ist. Jeder von ihnen ist namentlich im sogenannten „Buch des Gedenkens“ verewigt, welches sich innerhalb des Ehrenmals befindet. Das Ehrenmal der Bundeswehr befindet sich in Berlin auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums, in der Nähe des Bendlerblocks, und ist öffentlich zugänglich. Im Inneren des Ehrenmals wurde der sogenannte „Raum der Stille“ erschaffen, in dem Angehörige Blumen und Erinnerungsstücke hinterlassen können. Für alle Gefallenen der Bundeswehr ist das Ehrenmal die zentrale Gedenkstätte.
Der Wald der Erinnerung
Der Wald der Erinnerung befindet sich in Potsdam in dem Wald neben dem Eingangstor der Henning-von-Tresckow-Kaserne. In dieser befindet sich das Einsatzführungskommando der Bundeswehr. Die Gedenkstätte ist ein Ort der persönlichen Trauer für alle Soldaten und Soldatinnen, die im Dienst der Bundeswehr gefallen sind. Zudem ist der Wald den Angehörigen der Toten gewidmet. So können die Angehörigen individuelle Schilder des Gedenkens für die gefallenen Familienmitglieder anbringen.
Die Idee für die Gedenkstätte kam von einer Hinterbliebenen, welche gemeinsam mit der hierfür beauftragten Arbeitsgruppe im Verteidigungsministerium umgesetzt wurde.
Zudem wurden im Wald der Erinnerung die Ehrenhaine aus den Einsatzgebieten wieder aufgebaut.
Die Gedenkstätte ist für Besucher geöffnet.
Das Ehrenmal der Luftwaffe
„Ihr seid unvergessen“ steht auf dem Ehrenmal der Luftwaffe. Die Errichtung des Ehrenmals war die Idee von Soldaten und Soldatinnen, welche sich gemeinsam mit Privatpersonen und der Luftfahrt die „Stiftung Luftwaffen-Ehrenmal“ gründeten. Gemeinsam wurde das Ehrenmal vom Jahr 1957 bis 1966 erbaut und im Mai 1996 an die Luftwaffe übergeben.
Der Standort des Ehrenmals ist in der Nähe des ehemaligen Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck, da dort die sogenannte „Wiege der Luftwaffe“ seit dem Jahr 1956 existiert.
Das Ehrenmal soll den Soldaten und Soldatinnen gedenken, die während ihres Dienstes bei der Luftwaffe für den Friedenserhalt gestorben sind. Seit dem Jahr 1977 wird an dem Mal in jedem Jahr am 12.November die Gedenkfeier der Luftwaffe abgehalten.
Das Ehrenmal des Deutschen Heeres
Das Ehrenmal des Deutschen Heeres befindet sich auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Seit dem Jahr 1972 ist das Ehrenmal eingeweiht und der Bundeswehr übereignet. Mit dem Ehrenmal soll den deutschen Soldaten und Soldatinnen des Heeres, die im ersten und zweiten Weltkrieg sowie im Auslandseinsatz und Friedensbetrieb gefallen sind, gedacht werden. So steht auf dem Mal „Den Toten des deutschen Heeres“.
Das Ehrenmal des Deutschen Heeres gehört seit dem Jahr 2002 zum UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal. Das Land Rheinland-Pfalz ist der Eigentümer des Ehrenmals sowie der Festung Ehrenbreitenstein.
Das Marine-Ehrenmal Laboe
In der Eingangshalle des Marine-Ehrenmal in Labore bei Kiel stehen die Totengedenken Texte „Im ehrenden Gedenken den Angehörigen der deutschen Marine, die seit 1955 in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben ließen“ und „Wir gedenken der Toten der zivilen Schifffahrt und Seedienste“, welche separat den deutschen Verstorbenen der Marine gewidmet sind.
Das Marine-Ehrenmal an sich gedenkt allen Seefahrern, die auf dem Meer gestorben sind. Gleichzeitig mahnt das Ehrenmal bezüglich freier Meere und einer friedlichen Seefahrt. Die Gedenkstätten der Bundeswehr befinden sich in der Öffentlichkeit: So hatte das Marine-Ehrenmal Laboe zwischen den Jahren 1954 und 2004 über 14 Millionen Besucher.
Totengedenken Texte
Am jährlichen Volkstrauertag am 13. November wird in Deutschland an die Menschen gedacht, die aufgrund von Krieg oder Gewaltherrschaft sterben mussten. Auch im Jahr 2021 hat der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bundeswehr sowie das Gedenken an die Verstorbenen im Dienst dieser in seiner Rede in den Fokus gesetzt. So dachte Steinmeier allen deutschen Soldatinnen und Soldaten, welche in Kriegen eingesetzt wurden und werden. Er thematisierte die Relevanz der Auslandseinsätze, die aber auch Leid und Tod bedeuten, was viele Mitglieder der Gesellschaft häufig vergessen oder verdrängen.
So sagte Steinmeier in seiner Rede weiter, dass es wichtig sei, sich mit den Konflikten sowie den Involvierten in diesen in unserer Zeit auseinanderzusetzen. Dies könnte u.a. eine Anspielung auf die Konflikte und Einsätze sein, in denen die Bundeswehr eine große Verantwortung trägt.
Die Bundeswehr hat eine Relevanz für die Demokratie in Deutschland, was sich im Umgang der Demokratie mit der Bundeswehr zeigt. Die Demokratie gibt der Bundeswehr die Verantwortung für die eigene Sicherheit und gegenüber der Welt, so Steinmeier.
Die Freunde und Familien gedenken am Volkstrauertag gemeinsam mit der Verteidigungsministerin der Verstorbenen, u.a. im Rahmen einer Gedenkzeremonie im Ehrenmal.
Quellen:
- https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/gedenken-tote-bundeswehr
- https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/gedenken-tote-bundeswehr/todesfaelle-bundeswehr
- https://www.bundeswehr.de/de/betreuung-fuersorge/besoldung-versorgung-soldaten/soziales-entschaedigungsrecht
- https://www.welt.de/politik/deutschland/article7116530/Der-Gang-zu-den-Hinterbliebenen-ist-schwer.html
- http://www.continentale-soldatenversicherung.de/cipp/continentale/lib/pub/tt,oid,65611/lang,1/ticket,guest#:~:text=Verstirbt%20ein%20Soldat%20aufgrund&text=wird%20an%20die%20Hinterbliebenen%20eine,unabh%C3%A4ngig%20von%20allen%20sonstigen%20Leistungen.
-https://gedenkportal.volksbund.de/gedenktage/volkstrauertag-2021#:~:text=ein%20wichtiger%20Tag.-,%E2%80%9C,den%20Verb%C3%Bcndeten%20in%20ihre%20H%C3%A4nde. - https://de.wikipedia.org/wiki/Marine-Ehrenmal_Laboe