Wie kondoliere ich angemessen?
Die richtigen Worte finden – auch im Trauerfall
Wer einen Partner, Freund oder Angehörigen verloren hat, ist meist in den ersten Tagen und Wochen nach dem Tod des geliebten Menschen kaum ansprechbar. Entweder führt er nur mechanisch seine Alltagstätigkeiten aus, oder er zieht sich ganz zurück, um sich seinen schmerzhaften Gefühlen hinzugeben. In beiden Fällen ist die Kommunikation mit einem trauernden Menschen schwierig und ungewohnt.
Wenn wir hören, dass jemand bei der Begegnung mit einem Hinterbliebenen die Straßenseite wechselt, sind wir entsetzt angesichts solcher Gleichgültigkeit und Herzenskälte. Dennoch steckt in den meisten Fällen etwas anderes dahinter, nämlich Unsicherheit im Umgang mit Tod und Trauer. Auch wenn man seine Anteilnahme gerne ausdrücken möchte: Es fällt oft nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. Ehe man etwas Falsches sagt, sagt man dann lieber gar nichts – und trifft den Hinterbliebenen damit noch viel mehr.
Schon die Formulierung von Kondolenzschreiben oder Trauerkarte stellt viele Menschen vor eine große Herausforderung. Ein paar einfache Grundregeln machen es jedoch leichter, sich einfühlsam auszudrücken.
Aufbau eines Beileidsschreibens
1. Anrede und Einleitungssatz
Nach der Anrede an den Hinterbliebenen beginnt man sein Beileidschreiben am besten mit einer Erwähnung, wann und wie man vom Tod seines Angehörigen, Freundes oder Mitarbeiters erfahren hat. Einige Beispiele:
– „Sehr geehrte Frau Dr. Fischer, mit großer Betroffenheit habe ich die Traueranzeige für Ihren Bruder im Puchheimer Anzeiger gelesen.“
– „Lieber Herr Wagner, bei einem Arbeitsgespräch mit Ihrem Partner, Herrn Dipl.-Ing. Krauss, habe ich mit großer Bestürzung erfahren, dass Ihre Mitarbeiterin Frau Kurz verstorben ist.“
– „Liebe Anni, als ich von Robert gehört habe, dass dein Papa gestorben ist, konnte ich es erst gar nicht glauben. Wir haben doch noch vor zwei Wochen so nett zusammen gefeiert. Ich kann dir nicht sagen, wie traurig ich bin.“
Die Beispiele zeigen, dass die Tonalität, in der man seine Kondolenz ausdrückt, immer an das Verhältnis angepasst sein sollte, das man zum Hinterbliebenen hat. Ist man ihm eng verbunden, kann man schon im ersten Satz sehr persönlich werden und individuell formulieren. Ist die Beziehung geschäftlicher oder anderer unpersönlicherer Natur, sollte man einen förmlicheren Satz wählen. In diesen Fällen ist es auch für den Kondolierenden oft eine hilfreiche Erleichterung, auf Formeln wie „mit großer Betroffenheit“ zurückgreifen zu können. Das wirkt keineswegs beliebig, sondern ist bei entfernter Bekanntschaft oder Geschäftskontakten absolut angemessen.
Ein besonderer Fall liegt vor, wenn man den Verstorbenen wesentlich besser kannte als die Hinterbliebenen, beispielsweise, wenn ein Sportpartner verstorben ist, dessen Familie man nie kennengelernt hat. Hier gilt: Für Form und Tonart ist das Verhältnis zu den Hinterbliebenen maßgeblich, nicht das zum Verstorbenen – und wenn es noch so kumpelhaft und vertraut war.
2. Kondolenz
Nach dem Eingangssatz folgt die eigentliche Kondolenz, also das Bekunden der eigenen Trauer und des Mitgefühls. Ebenso wie der Auftakt ist auch sie an die Beziehung zum Hinterbliebenen angepasst. Möglichkeiten wären zum Beispiel:
– „Dazu möchte ich Ihnen mein tiefes Mitgefühl aussprechen.“
– „Ich möchte Ihnen mein herzliches Beileid zu diesem schmerzlichen Verlust senden.“
– „Ich möchte dir gerne mitteilen, dass ich tief mit dir mitfühle und dass auch ich sehr traurig bin.“
3. Erinnerung an den Verstorbenen
In der schweren Zeit nach dem Tod eines geliebten Menschen spendet es besonderen Trost, zu wissen, dass auch andere den Verstorbenen mochten und sich auf vielfältige Weise an ihn erinnern. An dieser Stelle können nicht nur ernste, sondern auch dezent humoristische Bemerkungen passend sein, die den Verstorbenen in ein liebevolles Licht tauchen. Beispiele wären:
– „Ich werde Ihren Bruder durch unsere langjährige gemeinsame Arbeit im Rotary Club als einen stets verlässlichen und verantwortungsvollen Mitstreiter in Erinnerung behalten, der dem ehrenamtlichen Engagement in unserem Ort großen Auftrieb gegeben hat.“
– „Gerne denke ich daran zurück, wie oft sie mir mit ihrer freundlichen, anpackenden Arbeitsweise aus der Bredouille geholfen hat, wenn ich wieder einmal Probleme mit der Bürotechnik hatte.“
„Ich werden deinen Vater immer als verständnisvollen und hilfsbereiten Mann in Erinnerung behalten, der nicht nur für seine Tochter, sondern auch für ihre komplizierte Freundin und deren Studienprobleme ein offenes Ohr hatte. Nie werde ich vergessen, wie er mir noch einen Tag vor der Zwischenprüfung Fachliteratur besorgt hat.“
4. Hilfsangebot und Abschiedsformel
Bevor man zur Abschiedsformel kommt, kann man im passenden Fall persönliche Hilfe und Unterstützung anbieten. Auch hier sollte man mit ein wenig Fingerspitzengefühl einschätzen können, ob das Verhältnis zum Adressaten so ist, dass ein solches Angebot auch angenommen würde – andernfalls ist es nicht nötig, es auszusprechen. Dann reicht es, sich mit einer Formel wie „Mit herzlichem Gruß“, „In tiefem Mitgefühl“ oder „In stiller Verbundenheit“ zu verabschieden. Angebote zur Hilfe könnten etwa sein:
– „Wenn Sie Unterstützung bei der Abwicklung der Vereinsmodalitäten benötigen, so melden Sie sich bitte bei mir. Ich bin jederzeit für Sie da.“
– „Falls es Ihnen zu schwerfallen sollte, das Büro auszuräumen und alles neu zu organisieren, so rufen Sie mich einfach an. Da ich in den letzten Jahren sehr eng mit Frau Kurz zusammengearbeitet habe, kann ich Ihnen sicher Unterstützung bieten.“
– „Ich verstehe, dass du im Moment deine Ruhe haben und nicht lange telefonieren oder Besuch bekommen möchtest. Wenn du aber jemanden zum Reden brauchst, bin ich immer für dich da.“
Fragen helfen weiter
Falls es schwerfällt, die individuelleren Abschnitte des Beileidschreibens zu formulieren, sind Fragen oft eine gute Hilfe: Woher kannte ich die verstorbene Person? Was hat uns miteinander verbunden, welche Interessen und Hobbys haben wir geteilt? Wann und bei welchem Anlass habe ich sie zuletzt gesehen?
Sollte der verstorbene Mensch einen langen Krankenhausaufenthalt gehabt haben, so lässt sich auch dazu ein passender Satz einflechten, der aber Worte wie „Qualen“, „Erlösung“ etc. besser meidet. Eine gelungene Formulierung wäre zum Beispiel: „Lange haben Sie Ihren Bruder in bewundernswerter Weise an seinem Krankenbett begleitet“ oder: „Der letzte Lebensabschnitt von Frau Kurz spielte sich im Krankenhaus ab. Sie hat mir gesagt, wie viel ihr Ihre regelmäßigen Besuche dabei bedeutet haben.“
Kondolenz in Social Media
In Zeiten von Social Media ist es nicht unüblich, die Trauer über den Verlust eines Menschen auch auf Facebook, Instagram, Twitter & Co. zum Ausdruck zu bringen. Wenn der Hinterbliebene selbst etwas zum Tod seines Angehörigen auf seinem Account gepostet hat, kann man sein Beileid direkt darunter in einem Kommentar ausdrücken. Dieser ist genau wie in Beileidschreiben oder Trauerkarte angepasst an das Verhältnis zum Hinterbliebenen. Er kann eher förmlich-distanziert oder auch persönlich, nahbar und liebevoll sein. Da jede sprachliche Form sich darüber hinaus dem jeweiligen Medium anpasst, in dem sie vermittelt sind, sind auch Ausdrücke wie „R.I.P.“ (Rest in peace), die in anderen Kontexten zu flapsig wirken würden, hier angemessen. Wer sich regelmäßig auf diesen Plattformen bewegt, ist mit den entsprechenden Formen ohnehin vertraut.
Kondolenz per WhatsApp
Doch auch, wenn Social Media allgegenwärtig sind und Kondolenz via Facebook und Co. angemessen sein kann: Einem Hinterbliebenen seine Trauer per WhatsApp mitzuteilen, hat ungefähr so viel Stil, wie eine Beziehung per SMS zu beenden. Die einzig denkbare Variante ist die, dass man sehr kurzfristig vom Tod eines Menschen erfahren hat und jemandem so schnell wie möglich seine Anteilnahme und Unterstützung ausdrücken möchte. Man sollte dem aber immer und in jedem Fall noch ein persönliches Schreiben, einen Anruf oder einen Besuch folgen lassen. Ein Beispiel: „Lieber Hans, weil ich es gerade von meiner Schwester aus der Klinik erfahren habe: Mein ganz herzliches Beileid zum Tod deines Onkels. Bitte melde dich, wenn du etwas brauchst. Du hörst natürlich von mir, sobald ich wieder in Stuttgart bin.“
Verwendete Quellen u. a.:
https://www.briefeguru.de/trauer-beileid/
https://www.deutschefriedhofsgesellschaft.de/ratgeber/todesfall/kondolenzschreiben
https://vorla.ch/kondolenzschreiben/