Tod durch Unfall – und dann?
Urplötzlich aus dem Blauen heraus kommt uns ein Todesfall durch Unfall oft vor – wie soll man damit umgehen?

Auswirkungen des Unfalltods
Praktisch jeder macht früher oder später in seinem Leben die schmerzhafte Erfahrung, einen geliebten Menschen zu verlieren. Diese Erfahrung gehört wohl zweifellos zu den größten emotionalen Belastungen, mit denen wir im Laufe unseres Lebens konfrontiert werden. In vielen Fällen bekommt man jedoch noch vor dem Tod eines Angehörigen die Gelegenheit, sich zumindest ein klein wenig auf den Abschied dieses nahestehenden Menschen vorzubereiten – zum Beispiel, wenn dieser schon lange schwer erkrankt ist, und es keine Chancen mehr auf Heilung gibt.
In der Regel ist es allerdings um einiges schmerzhafter, wenn ein Angehöriger vollkommen unerwartet ums Leben kommt, und die Todesnachricht wie aus heiterem Himmel über einen hereinbricht. Ein plötzlicher Tod (wie beispielsweise ein Verkehrsunfall) ist daher gerade in der ersten Zeit besonders belastend für die Familie und Freunde eines Verstorbenen. Außenstehende stellen sich dabei oft die Frage: wie werden die Hinterbliebenen damit fertig?
Die Auswirkungen auf Angehörige
Wer bereits die tragische Erfahrung gemacht hat, dass einem ein geliebter Mensch völlig unvorbereitet aus dem Leben gerissen wird, der weiß auch nur zu gut, dass man gerade in der Anfangszeit nach dem ersten Schockmoment oft ein Wechselbad der Gefühle durchmacht. Es kommen Gefühle der Benommenheit, Unwirklichkeit, und Taubheit auf. Darüber hinaus nehmen viele Angehörige in diesen Zeiten die Präsenz des Verstorbenen verstärkt war, und empfinden dabei eine intensive Bindung zu dieser Person.
In den meisten Fällen wird der plötzliche Tod von jemand nahestehenden für einen selbst zu einem regelrechten Drama. Nicht selten quälen sich Angehörige mit der Frage nach dem Warum, oder mit der Suche nach einer Person, der sie die Schuld für den Tod geben können. Dazu gesellen sich häufig noch Gefühle wie Ohnmacht, Angst, Aggressivität, Wut, Beunruhigung und Depression. Oft weigern sich viele Trauernde zunächst auch, die gewohnten Aufgaben ihres Alltags zu bewältigen.
Die Besonderheit eines plötzlichen Todes
Zahlreiche professionelle Trauerbegleiter haben im Rahmen ihrer Arbeit die Beobachtung bestätigen können, dass der Unfalltod eines Angehörigen mehr Trauerarbeit erfordert. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass so ein Verlust die Hinterbliebenen vollkommen unerwartet trifft. Dadurch steckt zunächst keine wirkliche Geschichte dahinter, welche den Verlust nachvollziehbarer (und damit leichter zu ertragen) machen würde. In vielen Szenarien empfinden die zurückgelassenen Freunde und Familienmitglieder auch das Gefühl, dass sie den plötzlichen Todesfall hätten verhindern können, wenn sie nur mehr dafür unternommen hätten, oder dieses und jenes anders gewesen wäre.
Als Hinterbliebener damit umgehen
Wenn eine nahestehende Person durch einen plötzlichen Todesvorfall ums Leben gekommen ist, dann beginnt für die Angehörigen meist eine sehr schwere und belastende Zeit. Aber in erster Linie ist es auch genau das, was es für die Bewältigung eines solchen Unglücks braucht – nämlich Zeit. Egal ob man sich darauf schon lange mental vorbereiten konnte, oder ob einen die Nachricht vom Tod einer geliebten Person von einem Moment auf den anderen regelrecht überrollt – Zeit ist mit großem Abstand das wichtigste, was Angehörige nach einer solchen Tragödie benötigen.
Das ist auch nicht allzu verwunderlich, da es bei der Bewältigung von so einem Unglück ja oft darum geht, ein seelisch belastendes Trauma zu verarbeiten. Es kommt allerdings recht häufig vor, dass die durch das Trauma entstandenen Belastungen bei einem Angehörigen so groß werden, dass die Trauer nicht mehr ohne weitere Unterstützung von außen zu bewältigen ist. Aus diesem Grund ist in solchen Fällen besonders zu empfehlen, sich als Hinterbliebener eines frisch Verstorbenen professionelle Hilfe zu suchen.
Wie viel Zeit braucht der Trauerprozess?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es sich bei dem Trauerprozess eines Menschen um eine höchst individuelle Angelegenheit handelt, und daher jeder Mensch unterschiedliche lange braucht, bis der Tod eines Freundes oder Familienmitglieds vollständig verarbeitet wurde. Wie jedoch zuvor schon erläutert, sieht die Sache bei einem plötzlichen Tod grundsätzlich anders aus, als die Situation nach einem langfristigen Sterbeprozess.
Tritt der Tod aus heiterem Himmel ein, hatte man als Angehöriger im Vorfeld keine Zeit sich mit dem kommenden Abschied der geliebten Person zu arrangieren, was die Trauerarbeit in der Regel um einiges länger werden lässt. Oft ziehen Wochen, Monate, und nicht selten sogar Jahre ins Land, bis man über so einen Verlust zumindest einigermaßen hinweggekommen ist. Von daher ist nach einem Unfalltod eher nicht mit einem schnellen Ende der Trauerzeit bei den Hinterbliebenen zu rechnen. Und gänzlich aufhören wird die Trauer um einen solchen Verlust niemals. Man lernt mit den Jahren nur immer besser, damit weiterzuleben.
Der Trauerprozess selbst
Je plötzlicher der Tod eines geliebten Menschen über einen hereinbricht, desto länger und schmerzhafter gestaltet sich oft auch der Trauerprozess. Grundsätzlich werden auch bei plötzlichen Todesfällen die Hinterbliebenen mit den vier Phasen der Trauer konfrontiert, durch die sie erstmal durch müssen.
Phase 1 – Leugnen:
Wenn eine nahestehende Person stirbt, dann hat dies immer zunächst einen Schockzustand zur Folge. Selbst dann, wenn man sich auf den Todesfall vorbereiten konnte. Als Erstes kommen bei vielen Angehörigen meist Gefühle wie Ratlosigkeit und Verzweiflung zum Vorschein, wodurch die Realität oft nicht erfasst wird. Man glaubt es schlichtweg nicht, und leugnet den Tod des Angehörigen. Was die Dauer dieser Phase angeht, so sprechen die meisten von ein paar Stunden bis mehreren Wochen.
Phase 2: Gefühlsausbrüche:
In der zweiten Trauerphase wird der Betroffene mit einer Gefühlsachterbahn konfrontiert. Gefühle wie Wut, Leid, Freude, Traurigkeit, Zorn und Schmerz kommen auf, die sich je nach Persönlichkeit des Trauernden mehr oder weniger stark nach außen richten können. Oft stellen sie sich dabei Fragen wie „Warum konnte er mich nur im Stich lassen?“, oder „Warum musste ausgerechnet meine Freundin sterben?“. Gerade die Gefühle Wut, Zorn und Hass kommen in dieser Phase oft zum Vorschein, und richten sich verstärkt nach außen. In vielen Szenarien richten sich diese Gefühle auch gegen einen selbst, mit Sätzen wie „Das Unglück hätte ich bestimmt verhindern können“, oder „Wenn ich nur besser auf ihn aufgepasst hätte“. Doch egal welche Gefühle einen in dieser Phase zu überwältigen drohen – diese Gefühle sollten niemals einfach unterdrückt werden.
Phase 3: Suchen u. Trennen:
In diesem Abschnitt des Trauerprozesses geht es darum, den verlorenen Menschen in der Realität zu suchen, zu finden, und sich schließlich von ihm zu trennen, um sich auf ein Weiterleben ohne diese Person vorzubereiten. Die Trauernden gehen dafür zum Beispiel an Orte, an denen sich der Verstorbene gerne zu Lebzeiten aufgehalten hat. Oder sie übernehmen irgendwelche besonderen Gewohnheiten, die der Verstorbene hatte. Oft wollen Angehörige in dieser Phase auch ihre Beziehung zu dem verlorenen Menschen vertiefen, indem sie mit anderen Leuten Geschichten über diesen Menschen erzählen, oder ein inneres Zwiegespräch mit dem Verstorbenen führen.
Phase 4: Akzeptanz
Nach diesen drei Trauerphasen kehrt in die verletzten Seelen der Angehörigen immer mehr Ruhe und Frieden zurück. Nachdem sie den Tod geleugnet hatten, ihre Gefühle darüber zum Ausdruck bringen duften, und den Verlust mit der Suche nach diesem Menschen in der Realität verarbeiteten, kommen sie immer mehr zu der Erkenntnis, dass das Leben weitergeht. Man kann wieder nach vorne schauen, und neue Pläne und schmieden und Dinge in Angriff nehmen. Auch wenn die Trauer ihre Spuren hinterlassen hat, und die Einstellung zum Leben bei den Betroffenen danach meist eine andere ist, lebt der Verstorbene in den Erinnerungen der Angehörigen weiter, und wird dadurch wiederum trotz seines eigenen Todes zu einem Teil ihres restlichen Lebens.