Mit der Trauer vorangehen – TED Talks zum Thema Verlust
Trauerbewältigung ist auch ein wichtiges Thema in den modernen Diskussionsformaten.
TED – Technology, Entertainment, Design – ursprünglich als Konferenz von Spezialisten vor mehr als 25 Jahren ins Leben gerufen, hat sich weltweit etabliert. Mit der technischen Entwicklung und den Möglichkeiten des Meinungs- und Informationsaustausches wurde durch die Bereitstellung und der Verfügbarkeit die visuelle und auditive Teilhabe für jedermann möglich.
Damit wurde die Möglichkeit geschaffen, das Treffen der Gleichgesinnten oder Spezialisten zu einem Thema aus dem Rahmen einer Veranstaltung zu heben und deren Inhalten die Türen nach draußen zu öffnen. Gleichermaßen wurden sie für Interessierte zugängig.
Auf ted.com finden sich Tausende von Talks, die mit millionenfachen Aufrufen das Interesse an einer bestimmten Sache bekunden. Wer sein Thema nicht in seiner Muttersprache findet oder ihm das Englisch nicht vertraut ist, kann darauf hoffen, dass der Vortrag mit einer der zahlreichen Untertitelungen in seiner Sprache dabei ist.
Gleich welches Themengebiet im Fokus steht, TED-Talks informieren und sind ein Podium, auf dem verschiedene Ansätze und Auffassungen zu einem Thema ihren Ausdruck finden. Das eröffnet demjenigen Horizonte, der offen ist und das Bedürfnis hat, sich mit anderen Standpunkten auseinanderzusetzen und seine eigenen Ansichten zu prüfen.
Zwischenzeitlich haben TED-Talks sämtliche Bereiche des Lebens erobert.
Es mag manchmal verstörend wirken, wenn intimste Sphären des menschlichen Lebens öffentlich hinterfragt und diskutiert werden, weil sie bislang in engsten Kreisen verborgen gehalten wurden.
Die Moderne geht ihre Wege – die Entscheidung, sich mit ihr zu bewegen, obliegt jedem selbst.
Der Lauf der Zeit
Vielleicht mag man der Auffassung sein, dass der Tod und Trauer als Tabuthemen nicht in die Öffentlichkeit gehören.
Das ist in der modernen Zeit längst nicht mehr so. Die Death-Positive-Bewegung ist in rasanter Geschwindigkeit um die Welt gezogen und hat den Tod aus der Tabuzone geholt.
Die globale Vernetzung hält sich nicht an Tabus. Wer sie für sich persönlich wahren möchte, hat die Möglichkeit, sich den TED-Talks zu entziehen, so wie man sich anderen Medien bezogen auf ein Thema auch entziehen kann. Jedem bleibt unbenommen, sein individuelles Gefühl und seine Auffassung als sein Eigenstes zu sehen und für andere unantastbar zu bewahren.
Trauer und Trauerarbeit im Wandel der Zeiten
Jeder kann selbstbestimmt entscheiden, wie er mit seiner Trauer umgeht.
Wie andere große Gefühle, wie das der Liebe, gehört sie in unserem Kulturkreis zu dem Persönlichsten, was es gibt. So unterschiedlich wie die Liebe gelebt wird, so verschieden gestaltet sich der Abschied von einem geliebten Menschen.
Es war nicht immer so, dass persönliche Auffassungen und das Verhalten in der Zeit nach dem Tod eines Menschen toleriert oder gar respektiert wurden. Abweichler gerieten in unserem Kulturkreis vor nicht allzu langer Zeit in die Kritik, vor allen dort, wo Menschen weniger anonym leben.
In kleinen Gemeinden achtete man genau auf dort geltende Normen der Gesellschaft. Sie hatten eingehalten zu werden, mindestens in der Öffentlichkeit.
Was im stillen Kämmerlein geschah und nicht nach außen drang, stand dabei auf einem anderen Blatt. Viele Rituale wurden zum Schein gepflegt, Traditionen galten eher der Öffentlichkeit als dem eigenen, individuellen Bedürfnis des Trauernden. Das öffentlich zur Schau Getragene diente eher nicht der Trauerbewältigung.
Ältere Generationen erinnern sich gut an die Zeit, als Witwen und Witwer „in Trauer“ gingen. Das heißt, sie trugen seit dem Tag des Todes eines nahen Angehörigen ausschließlich schwarze Kleidung. Mit ihrer Bekleidung und mit ihrem Verhalten im Trauerjahr zeigten sie öffentlich, dass sie um den Verstorbenen trauerten. Bei Abweichungen von den Regeln mutmaßte die Gemeinschaft, dass die Liebe vor dem Tod nicht groß gewesen sei.
Derjenige, der vor Ablauf dieser Zeit zu farbiger Kleidung wechselte oder sich bei fröhlichen Festen einfand, wurde misstrauisch betrachtet und hatte das „Gerede“ der Leute zu fürchten.
Wie es in ihren Herzen aussah und wie viele Tränen sie vergossen, sah man den Zurückgelassenen nicht an.
Trauer ist das Glück, geliebt zu haben
In den Phasen der Trauerbewältigung empfinden Hinterbliebene kein Glück. Das stellt sich erst dann ein, wenn sie vollends losgelassen haben und sie die Sicherheit haben, dass die Verbundenheit mit dem Verstorbenen für immer bleibt. Ein kleiner Trost für später.
Zuvor beherrschen große Gefühle wie Verlust, Wut und depressive Phasen das Leben. Die Bewältigung der Zeit nach dem Tod eines geliebten Menschen nimmt einen großen Raum ein. Alles, was an Gefühlen hereinstürzt, kommt einem unerträglichen Schmerz gleich – nur derjenige empfindet ihn, der geliebt hat.
Der Tod kommt meist plötzlich und trifft direkt ins Herz. Ohne Erfahrung im Umgang mit ihm fühlt man sich ihm ausgeliefert. Ohne Bedienungsanleitung muss der Kummer bewältigt werden.
Wer in einer Gemeinschaft lebt, findet darin vielleicht Halt. Wer plötzlich allein ist, weiß oft nicht wohin: Der Rat von Freunden ist gut gemeint. Sie sind aber größtenteils als selbst Betroffene nicht die besten Ratgeber. Gemeinsam weinen, sich umarmen ist tröstlich – mehr geht oft nicht.
Auf der Suche nach Unterstützung
Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man. In der Zeit der Trauer fällt der Glaube daran schwer. Die Zeit bis dahin ist zu lang, um mit dem Verlust eines geliebten Menschen klarzukommen.
Der Griff zum Ratgeber im Bücherregal ist naheliegend. Ohne die innere Ruhe zum Lesen ist das Einlassen auf das geschriebene Wort indes unmöglich.
Die Gespräche mit Freunden und Kollegen drehen sich im Kreis und helfen nicht.
Wenn am Abend der Alltag in die Nacht übergeht, fehlt der Schlaf, weil die Gedanken der Trauer ihn unmöglich machen.
Der nächste Tag verspricht keine Besserung.
Der neue Weg muss noch gefunden werden, bis die Akzeptanz die Verzweiflung über den Tod ablösen.
Neue Wege – der TED-Talk
Tod und Trauer – für die meisten sind diese Themen angstbesetzt. Wer sich nicht zu Lebzeiten damit befasst hat, wird überwältigt, wenn sie plötzlich und unausweichlich in das Leben treten.
Die moderne Zeit hat Möglichkeiten geschaffen, aus dem bisher gewohnten Kreis heraus, sich anders anderen Sichtweisen anzunähern. Mit einem neuen Blick auf die Dinge des Lebens erschließen sich neue Erkenntnisse. Sie machen die Entwicklungen in eine bis dahin unerkannte Richtung möglich.
Auch bei dem Thema Tod und Trauer stehen diese Wege offen. Beiträge im TED-Talk weiten nicht nur den Blick auf das schwierige Thema, sondern machen Mut, es aus dem Verborgenen herauszuholen. Es ist auch die Chance, Tod und Trauer bereits zu einem Thema zu machen, bevor es akut wird.
Wenn der Tod zum Leben gehört, gehört auch die Auseinandersetzung mit ihm zum Leben.
Es ist nicht nur interessant zu erfahren, wie andere Menschen mit dem Tod und der Trauer umgehen. Es ist hilfreich.
Auch wenn die Phasen der Trauerbewältigung bei allen Menschen nahezu gleich sind, können fremde Gedanken dazu inspirieren, seine eigene, besondere Art nach vorn zu schauen, zu entdecken, wenn der Tod eine Zäsur setzt.
Das gesprochene Wort und das Bild im TED-Talk vermitteln Nähe und das Verstanden werden, die Distanz schafft Vertrauen in das Gesagte.
Wie an die Hand genommen können TED-Talks zum Thema hinführen und Probleme lösen helfen, bevor sie auftreten. Sie vermögen aber auch, mit Ideen aus ihnen herauszuführen – als Helfer an der Hand für die Trauerarbeit.
Es bleibt jedem seine Entscheidung, ob er sich auf youtube.com oder bei ted.com oder anderswo nach dem für ihn richtigen Beitrag umschaut.
Auf der Suche danach entdeckt man manchmal Personen, die bekannt und sympathisch sind. Dann fällt das Einlassen auf ihren Vortag leichter – warum nicht auch auf die Begleitung in dieser Form bei der Trauer als Glück, geliebt zu haben.