Digital Trauern in Zeiten von Corona

In Zeiten der Pandemie sind auch die Möglichkeiten für das Abschiednehmen eingeschränkt. Viele Bestatter bieten dafür jetzt auch digitale Möglichkeiten an: Quelle: 123rf.de / Foto: Antonio Guillem
Die aktuelle Pandemie verlangt uns viel ab. Man kann nicht verreisen, viele Läden und Dienstleister können ihren Geschäftsbetrieb nicht wie gewohnt aufrecht erhalten und eine große Anzahl von uns fühlt sich im Homeoffice eingesperrt. Noch viel gravierender allerdings sind jene betroffen, die während des aktuellen Lockdowns einen lieben Menschen verlieren. Denn nicht nur unser aller Alltagsleben ist eingeschränkt, sondern auch die Freiheit, in besonderen Situationen so zu handeln, wie wir es normalerweise gewöhnt sind. So gelten beispielsweise auch für Beerdigungen und Trauerfeiern, je nach Bundesland verschieden, exakt festgelegte Abstands und Hygieneregeln. Diese untersagen beispielsweise Umarmungen sowie Händeschütteln und legen auf dem Friedhof einen Mindestabstand von 1,5 Metern fest. Zudem müssen in den meisten Fällen die Kontaktdaten aller Beteiligten aufgenommen werden, um diese im Falle eines Infektionsausbruchs nachverfolgen zu können. Am schlimmsten für die Angehörigen ist jedoch die mancherorts geltende Beschränkung für eine maximale Anzahl an Trauergästen. Eine Freundin erzählte mir dazu kürzlich, dass es zur Beerdigung ihres Vaters einen großen Familienstreit zwischen den leiblichen Kindern und den Stiefkindern darüber gegeben habe, wer an seiner Bestattung teilnehmen dürfe. Viele empfinden das als unwürdig und haben unter diesen Umständen auch große Schwierigkeiten damit, sich mit ganzem Herzen von dem Verstorbenen zu verabschieden.
Einige Bestattungsinstitute empfehlen, die Beerdigung im Zweifelsfall zu verschieben, was jedoch aufgrund der unsicheren Lage oftmals schlecht möglich ist. Denn niemand kann zuverlässig voraussagen, wie lange die Pandemiebeschränkungen noch gelten werden. Und den Fristen für die Aufbewahrung des Körpers eines Verstorbenen sind auch Grenzen gesetzt. Andere raten, die Beerdigung in möglichst kleinem Kreis durchzuführen und dann später noch einmal zu einer gesonderten Trauer- oder Gedenkfeier einzuladen. Doch für Menschen, denen ein zeitnahes Abschiednehmen von einem lieben Menschen wichtig ist, bleibt das oft auch nur eine unbefriedigende Lösung.
Eine ganze Reihe von Bestattern hat aus diesem Grund jetzt Konzepte für digitale Trauerfeiern entwickelt, bei denen die Trauernden gemeinsam von dem Verstorbenen Abschied nehmen können und mit ihrem mobilen Telefon, dem Tablet oder dem Computer verbunden sind. Diese kann man selbst organisieren und mithilfe einer der mittlerweile vielfältigen Videokommunikationsplattform wie etwa Skype oder Zoom durchführen. Diese lassen sich normalerweise leicht einrichten und auch ohne größere Computer-Fachkenntnisse nutzen.
Um so eine digitale Trauerfeier von einem emotionslosen technischen Vorgang zu einem gefühlvollen Gedenken und Abschiednehmen zu machen, empfiehlt es sich, bei dem Video-Treffen für eine angemessene Umgebung und Stimmung zu sorgen, indem man
- sich einen Ort aussucht, an dem man sich komfortabel und geborgen fühlt und die notwendige Ruhe hat
- eine Idee wäre, ein Foto des Verstorbenen im Sichtbereich zu platzieren
- für eine passende Beleuchtungstimmung sorgt
- vielleicht Kerzen und Blumen neben dem Bildschirm aufstellt
- unter Umständen Tee oder Zigaretten o.ä. bereitlegt, um ein möglichst angenehmes Wohlfühlklima zu schaffen
- wenn technisch möglich, sich leise Hintergrundmusik aufzulegen, ohne dass es den Ablauf der digitalen Trauerfeier stört
Professionelle Anbieter digitaler Trauerfeiern runden ihr Angebot teilweise aufwändig ab. Neben einem Beisammensein im Videochat kann man hier unter anderem auch die Begleitung durch einen Musiker bekommen, der die Feier live vor Ort begleitet. Des Weiteren gibt es auch das Angebot eines Live-Streams aus der Trauerhalle sowie der Moderation der Beerdigungszeremonie durch einen qualifizierten Trauerredner. Unterschiedlichste Bedürfnisse können somit erfüllt werden, die sicherlich nicht immer dem unmittelbaren Abschiedserleben einer Trauerzeremonie entsprechen, aber für manchen doch eine gute Alternative darstellt.