Auch Kinder müssen Abschied nehmen
Aus der Reihe Was-ist-Was Junior gibt es jetzt ein Vorlesebuch zum Thema Trauer
Wenn der Uropa, die Oma oder ein lieber Freund der Familie stirbt, ist es für die Erwachsenen oft schwer, mit Kindern darüber zu sprechen. Der jüngst erschienene Band „Abschied nehmen – Tod, Trauer und Erinnerung“ aus der Reihe Was-ist-Was Junior hilft Erwachsenen, Kinder ab vier Jahren behutsam in der emotional verwirrenden Situation zu begleiten. Das Kinderbuch beantwortet verständlich und einfühlsam Fragen rund um das Sterben und Abschiednehmen für Kinder. Mit kurzen Vorlesetexten, sachlichen Informationen hinter Klappen und kindgerechten Illustrationen schafft der Band Anlässe, über das belastende Thema ins Gespräch zu kommen. Kinderbücher wie das neu erschienene Was-ist-Was sind für Eltern und Kinder eine wertvolle Hilfe bei der gemeinsamen Trauerbewältigung.
Um Kinder in einer Trauersituation unterstützen und ihnen Trost geben zu können, braucht man aber auch ein näheres Verständnis über die kindliche Vorstellungswelt und die Trauergefühle von Kindern.
Wie Kinder den Tod verstehen
Kinder spüren schon sehr früh den Verlust, wenn jemand aus ihrem Umfeld nicht mehr da ist. Die volle Bedeutung des Sterbens erfassen sie jedoch erst nach und nach über verschiedenen Entwicklungsstufen.
Kleinkindalter
Kleinkinder empfinden den Verlust eines nahestehenden Menschen oder Tieres, können aber die Bedeutung des Sterbens nicht verstehen und einordnen. Sie brauchen vor allem Zuwendung, wenn sie Verlustgefühle zeigen. Nach und nach nehmen Kinder den Verlust bewusster wahr und es können Trennungsängste entstehen. Eltern können diese Ängste mit Zuwendung und mit Gesprächen mildern.
Kindergartenalter
Im Kindergartenalter entwickeln Kinder allmählich einen Begriff vom Sterben und fangen zunehmend an, sich Gedanken zu machen, was denn danach passiert. Kinder in dieser Altersgruppe sind sehr neugierig und wollen alles ganz genau wissen. Die Erwachsenen sollten in ihren Erklärungen die Tatsachen nicht in bildhafte Ausdrücke verpacken – das würde die Kinder nur verwirren und verunsichern. Kinderbücher wie der Was-ist-Was-Band „Abschied nehmen – Tod, Trauer und Erinnerung“ geben eine gute Orientierung, wie mit einfachen, klaren Worten die vielen offene Fragen ehrlich und altersgerecht geklärt werden können.
Viele Kinder im Vorschulalter meinen, dass der verstorbene Mensch schläft und irgendwann wieder aufwachen und wieder da sein wird. Doch das wird nicht geschehen. Deswegen ist es richtig, dem Kind zu erklären, dass der Verstorbene nie mehr atmen, schlafen, essen, laufen oder etwas spüren wird. Damit nach Möglichkeit keine Verlustängste entstehen, sollte man betonen, dass ein Mensch nur stirbt, wenn er sehr, sehr alt oder sehr, sehr krank ist oder einen wirklich sehr schlimmen Unfall hat.
Grundschulalter
Kinder im Grundschulalter erkennen zunehmend, dass der Tod endgültig ist. Sie wissen, dass der verstorbene Mensch nicht wieder aufwachen und zurückkommen wird. Sie verstehen, dass jedes Lebewesen einmal sterben wird – auch sie selbst. Das ist beunruhigend und weckt große Ängste, wichtige Menschen wie die Eltern, die Geschwister, die Oma zu verlieren oder selber zu sterben. Mit Gesprächen, Zuhören, Fragen beantworten und viel Geborgenheit können Erwachsene den Kindern helfen, mit den beunruhigenden Gedanken fertig zu werden.
Kinder im Grundschulalter wollen wissen, warum jemand gestorben ist. Es ist wichtig, die Umstände, die zum Tod geführt haben, behutsam, aber ehrlich zu erklären.
Nach der Grundschulzeit nähert sich die Vorstellung vom Sterben immer mehr der von Erwachsenen an.
Was Kinder auf einen Trauerfall vorbereitet
Schon sehr früh kommen Kinder mit dem Sterben in Berührung: Sie entdecken tote Insekten oder Vögel oder verlieren vielleicht ihren geliebten Hamster. Sie sehen, wie im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen oder ein Strauch im Garten im Frühling keine neuen Blätter treibt und entfernt wird. Durch solche Erfahrungen bekommen Kinder eine erste Ahnung von der Vergänglichkeit des Lebens. Erwachsene sollten diese Situationen aufgreifen, um mit den Kindern über das Thema der Endlichkeit des Lebens zu sprechen, auf ihre Fragen zu antworten und sie bei ihrem allmählichen Begreifen zu begleiten. So vorbereitet können Kinder es besser einordnen, wenn ein nahestehender Mensch stirbt.
Was Kindern beim Trauern hilft
Wenn das Leben eines nahestehenden Menschen zu Ende geht, sollten Kinder nicht ferngehalten, sondern so weit wie möglich einbezogen werden.
Sterbeprozess
Wenn ein Angehöriger im Sterben liegt, sollte man die Kinder zum Besuch bei ihm mitnehmen – vorausgesetzt, sowohl das Kind als auch der Kranke sind damit einverstanden. Auf diese Weise kann man das Kind darauf vorbereiten, dass der Sterbende sehr krank und schwach ist und deshalb nicht mehr lange leben wird. Verheimlicht man die schwere Krankheit zum Beispiel des Uropas, kommt die Nachricht von seinem Tod als Schock. Es kann auch passieren, dass die Kinder sich hintergangen fühlen und ihr Vertrauen zu den Eltern leidet.
Abschied vom Toten
Auch für Kinder ist der Anblick des Verstorbenen ein wichtiger Moment, um zu begreifen, dass dieser Mensch nicht mehr am Leben ist. Daher sollten die Kinder – vorausgesetzt sie wollen es – die Möglichkeit bekommen, vom Toten Abschied zu nehmen und ihn zu berühren.
Trauerfeier und Bestattung
Wenn die Kinder zur Trauerfeier und Bestattung mitkommen wollen, sollte man ihnen das erlauben. Wichtig ist, sie auf die Abläufe vorzubereiten und ihnen genau zu erklären, was der Reihe nach bei der Trauerfeier und der Bestattung geschehen wird. Auch dabei können Kinderbücher eine wertvolle Unterstützung sein.
Möglicherweise sind die Trauerfeier und die Bestattung für kleinere Kinder zu langwierig und überfordern ihre Fähigkeit zum Stillsitzen. Alternativ können die Eltern in diesem Fall mit dem Kind ein eigenes Abschiedsritual feiern. So könnte man nach der Beisetzung mit ihm zum Grab gehen. Das Kind kann dann zum Beispiel ein selbst gemaltes Bild ins Grab legen und sich so verabschieden.
Gemeinsam trauern
Eltern sind das Vorbild für ihre Kinder – auch in der Trauer. Nur wer die Trauer zulässt, kann einen Verlust gut verarbeiten. Wenn die Erwachsenen ihre eigenen Trauergefühle zeigen, leben sie vor, dass Traurigkeit und Tränen normal sind, wenn jemand stirbt. Gemeinsam traurig zu sein, ist außerdem leichter zu ertragen, als wenn man sich damit allein fühlt. Das gilt auch und erst recht für Kinder.
Freude und Trauer zulassen
Auch wenn ein naher Mensch gestorben ist – für die Hinterbliebenen geht das Leben weiter. Kinder sind in ihren Gefühlen besonders flexibel. Bei ihnen gehen Tränen oft ganz schnell in Lachen über. In einem Moment noch traurig, lässt sich ein kleines Kind im nächsten Moment von einem Spiel, einer Idee, einem anderen Kind ablenken und ist auf einmal wieder aus ganzem Herzen fröhlich. Denn Kinder haben die wunderbare Gabe, im Hier und Jetzt zu leben – meist ohne groß nachzudenken, was sein wird oder was war.
Quellen:
https://www.mymoria.de/todesfall/todesfall-wie-erklaere-ich-meinem-kind-den-tod/
https://www.betanet.de/tod-und-trauer-kinder.html#:~:text=Eltern%20sollten%20ihre%20Trauer%20zeigen,erleben%2C%20dass%20die%20Gemeinsamkeit%20tr%C3%B6stet.
https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/wie-kinder-trauern-tod-der-schmerz-kommt-in-schueben-100.html
https://www.eltern-bildung.at/expert-inn-enstimmen/wenn-kinder-nach-sterben-und-tod-fragen/