Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins – Milan Kundera ist tot
Der Autor erhielt den Jerusalem-Preis und den Franz-Kafka-Literaturpreis.

Der Autor Milan Kundera ist tot. Der renommierte tschechische Schriftsteller, wurde am 1. April 1929 in Brünn, Tschechoslowakei (heute Tschechien), geboren. Er starb nun im Alter von 94 Jahren in seiner Wahlheimat Paris. Internationale Bekanntheit erlangte er für seine literarischen Werke, die sich durch ihre tiefgründigen Betrachtungen des menschlichen Daseins, ihrer philosophischen Reflexionen und ihres oft ironischen Tons auszeichnen.
Kundera schrieb in tschechischer Sprache, aber viele seiner Werke wurden ins Englische und in andere Sprachen übersetzt und genießen internationalen Erfolg.
Einige seiner bekanntesten Werke sind:
- „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (1984): Dieser Roman ist Kunderas bekanntestes Werk und erzählt die Geschichte von vier Hauptfiguren in Prag vor und während der Zeit des Prager Frühlings im Jahr 1968. Der Roman erforscht Themen wie Liebe, Freiheit, Schicksal und die Schwere des menschlichen Daseins.
- „Das Buch vom Lachen und Vergessen“ (1979): In diesem Roman kombiniert Kundera verschiedene Geschichten und Charaktere, um über die Repression in kommunistischen Regimen und die Manipulation von Geschichte und Erinnerung zu reflektieren.
- „Die Identität“ (1997): Der Roman dreht sich um einen Linguisten, der durch eine banale Episode in seinem Leben in eine existenzielle Krise gerät. Kundera untersucht Fragen der Identität, des Verrats und des menschlichen Verhaltens.
- „Die Kunst der Roman“ (1986): Dieses Buch ist eine Sammlung von sieben Essays, in denen Kundera seine Ansichten über die Kunst des Romans, die Rolle des Autors und die Beziehung zwischen Kunst und Politik teilt.
„Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ spielt in Prag vor und während des Prager Frühlings im Jahr 1968 sowie in den Jahren danach. Es ist eines von Kunderas bekanntesten Werken und wurde international erfolgreich.
Die Geschichte dreht sich um die vier Hauptfiguren: Tomáš, Tereza, Sabina und Franz. Tomáš, ein erfolgreicher Chirurg, ist ein eingefleischter Frauenheld, der seine sexuellen Eroberungen als Ausdruck der Freiheit betrachtet. Tereza hingegen ist eine junge Kellnerin, die sich in Tomáš verliebt und mit ihm eine komplizierte Beziehung eingeht. Sabina ist eine Künstlerin und Geliebte von Tomáš, die ihre Unabhängigkeit und sexuelle Freiheit betont. Franz wiederum ist ein Schweizer Professor, der in Tereza verliebt ist und eine leidenschaftliche, aber unglückliche Affäre mit ihr hat.
Der Roman erkundet die Themen der Liebe, der Freiheit, des Schicksals und der menschlichen Existenz. Kundera stellt die Idee der „unerträglichen Leichtigkeit des Seins“ vor, die besagt, dass das Leben ohne eine feste Grundlage von Werten und Entscheidungen schwer zu ertragen ist. Die Charaktere versuchen, mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen und ihrem Streben nach Freiheit umzugehen.
Ein Künstler durch und durch
Kunderas Vater Ludvik war Musikologe und Pianist, während seine Mutter Milada Kunderová eine Lehrerin war. So waren die Eltern Teil der tschechischen Mittelklasse und unterstützten den künstlerischen und literarischen Werdegang ihres Sohnes.
In seiner Jugendzeit zeigte Milan Kundera schon früh ein Interesse an Literatur und Schreiben. Er wuchs in einer gebildeten Familie auf, die Literatur und Kultur schätzte. Als Jugendlicher las er viel und entwickelte seine schriftstellerischen Fähigkeiten.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Machtergreifung der Kommunisten in der Tschechoslowakei engagierte sich Kundera politisch. Er trat der kommunistischen Partei bei und unterstützte zunächst den kommunistischen Ideen. Später distanzierte er sich jedoch von der Partei und wurde zu einem Kritiker des kommunistischen Regimes.
Während seines Studiums an der Karls-Universität in Prag studierte Kundera Literatur und Ästhetik. In den 1950er Jahren begann er erste literarische Werke zu veröffentlichen, darunter Gedichte und Kurzgeschichten. Er etablierte sich als Schriftsteller, der sich mit existenziellen Themen, menschlichen Beziehungen und der Rolle des Individuums in der Gesellschaft auseinandersetzte.
In den 1980er Jahren geriet Kundera aufgrund seiner oppositionellen Haltung gegenüber dem kommunistischen Regime in Konflikt mit den Behörden. Er wurde von der kommunistischen Führung ins Visier genommen und seine Bücher wurden verboten. 1979 emigrierte er schließlich nach Frankreich.
Milan Kunderas Jugend prägte seinen Schreibstil und seine Themenwahl, und er wird als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts angesehen. Seine Werke sind für ihren tiefgründigen, philosophischen Ansatz, ihre scharfe Beobachtungsgabe und ihre poetische Sprache bekannt.